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Simon Steuer
Der Einfluss von Printmedien auf das Lehrerbild in der Öffentlichkeit
2015. 56 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593469-4-8 (3959346948)
Neue ISBN: 978-3-9593469-4-8 (9783959346948)
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"Das Schicksal einer Gesellschaft wird dadurch bestimmt, wie sie ihre Lehrer achtet."
Karl Jaspers-
Was eine Gesellschaft über etwas denkt, hängt unter anderem - wenn auch nicht allein - davon ab, wie in den Medien darüber berichtet wird. Dass viel und auch kontrovers über den Lehrerberuf geschrieben wird, ist gut und wichtig. Insbesondere die Printmedien, die noch immer eine große Anzahl an Menschen erreichen, tragen zum Bild bei, das sich die Öffentlichkeit von deutschen Lehrern macht.
Das vorliegende Buch möchte deshalb am Beispiel ausgewählter Printmedien die Entwicklung dieser Berichterstattung in den letzten Jahrzehnten untersuchen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten verschiedener Zeitungen aufzeigen, da sich hier eine vielfältige Bandbreite von Perspektiven findet, die jeweils eigene Absichten zum Ausdruck bringen und Ergebnisse bewirken
Textprobe:
Kapitel 4, Die Berichterstattung über Lehrer in den Jahren 2000 bis 2012:
Die Berichterstattung für diesen Zeitraum darzustellen, gestaltete sich schwieriger als im Zeitraum von 1990 bis 2000. Grund dafür war die große Menge an Artikeln, die inhaltlich nicht direkt zur Zielsetzung der Arbeit passten. So erschienen sehr viele Artikel mit bildungspolitischen Inhalten, die aber keine Rückschlüsse darüber erlaubten, welches Lehrerbild für die Öffentlichkeit daraus resultieren könnte. Aber es erschienen auch in größerer Anzahl Artikel über Vorurteile gegen Lehrer, über deren Arbeitsbedingungen sowie deren Ausbildung und Fähigkeiten. Grund für dafür war vor allem die PISA-Studie (Programme for International Student Assessment) aus dem Jahr 2000. Sie bewirkte in der Öffentlichkeit und auch in der Politik den sogenannten PISA-Schock.
Deutschland belegt damals nur Platz 25 von 32 teilnehmenden Staaten und war damit nur unteres Mittelmaß. Als Ursache wurden hauptsächlich die schlechte Ausbildung und die daraus entstandenen mangelnden Fähigkeiten der Lehrer gesehen. Seitdem wurde viel diskutiert sowie reformiert und in der Folge war bildungspolitisch einiges geschehen. Die Hauptschule wurde abgeschafft und durch die Realschule Plus ersetzt, das Zentralabitur eingeführt und seit neustem auch das "Turboabi" mit acht statt neun Schuljahren.
Die Lehrerschaft blieb zwar Schuld am schlechten Abschneiden, allerdings verstärkte sich nun der Trend, der sich um 1997 bereits abzeichnete. Die Hintergründe der schlechten Lehrerausbildung wurde hinterfragt und in die Haltung der Medien kam Bewegung. Den Printmedien nach waren nun vor allem die Universitäten Schuld an den PISA-Ergebnissen, denn diese würden die Lehrer praxisfern und schlecht ausbilden.
Die ZEIT merkte 2000 in einem Artikel, der in der Hauptsache gegen die Arbeit der Bildungspolitiker gerichtet war, an, dass nach den PISA- und TIMSS-Studien (Third International Mathematics and Science Study), Berliner Wissenschaftler "[...] Empirisch gut gesichert, methodisch über alle Zweifel erhaben" bewiesen hätten "[...] woran es fehlt" in den deutschen Schulen. Demnach mangele es an guten Lehrern und angepassten Lehrplänen, denn "[...] es mögen annehmbare Physiker oder Mathematiker sein, die unser Land auf seinen Nachwuchs loslässt, aber sicher sind es miserable Pädagogen".
Zusammen mit den vermehrten Berichten über die schlechte Ausbildung, stieg auch die Anzahl der Artikel, die sich mit den Erwartungen und Hoffnungen für den Lehrer in der Zukunft beschäftigten.
Diese zeigten, verdeutlicht an einem Beispiel (ZEIT 2000), dass die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Lehrer weit über die bloße Wissensvermittlung hinausgingen. 85% würden demnach "[...] vor allem sozialpädagogische und therapeutische Kompetenzen" erwarten. Dies führe speziell zwischen Eltern und Lehrern zu besonders konfliktbeladenen Verhältnissen. Denn diese verlangten über die Wissensvermittlung hinaus "[...] immer mehr auch Erziehungsaufgaben ein". Inhalte der klassischen Elternerziehung wie "gute Umgangsformen, Toleranz und Höflichkeit" sollen den Wünschen der Eltern entsprechend, zusätzlich in der Schule vermittelt werden.
In gleichen Artikel fanden sich weitere Aspekte, die zum komplexen Lehrerbild der letzten zwölf Jahre dazugehörten. Denn laut der ZEIT haben die Themen Lehrerprestige und Lehrerbelastung mittlerweile derart an Bedeutung gewonnen, dass sich inzwischen auch die Wissenschaft damit beschäftige. Ziel der Wissenschaft sei es herauszufinden, weshalb die Lehrer in dieser "[...] chronischen Krise" ihres Berufs unter dem permanenten Verdacht stünden, im Grunde nicht in der Lage sein "[...] ihre Arbeit ordentlich zu machen" und darüber hinaus noch ständig an Prestige verlieren. In der Einleitung begegnete die ZEIT der Thematik auf sehr ironische Art und Weise, welche allerdings die Situation der Studienräte präzise wiedergab (Tab1 Seite 10). So schr