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Romy Scholz
Analyse historischer Spekulationsblasen im Aktien- und Rohstoffbereich: Allgemeine Merkmale und die Entwicklung potenzie
Erstauflage. 2015. 96 S. 19 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593476-5-0 (3959347650)
Neue ISBN: 978-3-9593476-5-5 (9783959347655)
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Das Phänomen der Spekulationsblasen existiert seit dem 17. Jahrhundert, als sich in den Niederlanden die Preise für Tulpen erst sehr stark erhöhten und die Blumen dann in kürzester Zeit keinen Wert mehr hatten. Seitdem wurde auf Güter wie Aktien, Edelmetalle, Technologien und viele andere spekuliert. Neben einem Vermögensverlust der Anleger ziehen solche Blasen unter anderem auch eine Schwächung der Wirtschaft und staatliche Interventionen nach sich. Heutzutage verstärken sich diese Auswirkungen durch die Digitalisierung und Globalisierung. Zudem bewirkt zu spätes Erkennen der Blasen, dass durch Medienwirkung Anleger zu impulsiven Verkäufen bewegt werden. Das lässt Spekulationsblasen noch schneller und heftiger platzen. Daher ist es wichtig, entstehende Blasen rechtzeitig zu erkennen. Eine Auseinandersetzung mit der Charakteristik spekulativer Blasen ist folglich unabdingbar.
Textprobe:
Kapitel 3.2: Ursachenvergleich:
Die drei analysierten Spekulationsblasen wiesen vor ihrer Entstehung eine geschichtliche Vorbelastung auf. Vor der Südseeblase, Anfang des 18. Jahrhunderts, tobte der Krieg zwischen England und Spanien. Politische Unruhen, ausgelöst durch den Vietnamkrieg und die Ölkrise in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beispielsweise, lösten in Amerika eine konjunkturelle Depression aus. Auch die Dotcomblase startete mit einer konjunkturellen Depression. Diese fand zunächst nur in Amerika statt. Aufgrund der Vernetzung zu Deutschland in Form von Im- und Exporten, griff dieser konjunkturelle Abschwung über.
Im nächsten Schritt waren geldpolitische Maßnahmen für die Blasenentstehung entscheidend. Einerseits wurde die Geldmenge auf verschiedene Weisen erhöht. Am Ende des Krieges zwischen Spanien und der Niederlande musste weniger Kapital in die Armee investiert werden und es blieb mehr Geld für die Förderung der Wirtschaft, die infolge dessen einen Aufschwung erfuhr. Zudem verschafften Erbschaften durch die Kriegsopfer hohe Liquidität und schließlich weitete die Amsterdamer Zentralbank die Geldmenge aus. Andererseits wurden Anlageperspektiven im Rentensektor durch sinkende Zinsen zerschlagen. Sowohl Anfang der Silberblase, als auch zu Beginn der Dotcomblase, wurden die Zinsen gesenkt, um die Wirtschaft nach der konjunkturellen Depression wieder anzukurbeln. Es wurde gehofft, dass die Menschen mehr konsumierten, statt ihr Geld anzulegen und der Wirtschaft somit zum Wachstum zu verhelfen.
Beide Maßnahmen, sowohl die Ausweitung der Geldmenge als auch die Senkungen der Zinsen, waren Ursachen für eine neue Asset Allokation des Kapitals. Dabei sind aber nicht beide Voraussetzungen gleichzeitig für die Entstehung einer Aktien- oder Rohstoffblase zwangsläufig nötig.
Aus Unternehmenssicht spielt der Aspekt der Überproduktion eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der spekulativen Aktien- und Rohstoffblasen. Nach einer konjunkturellen Depression beziehungsweise infolge eines Krieges steigt die Nachfrage nach Gütern. Da die Produktion und somit das Güterangebot zurückgefahren wurde, wird sie ab dem Zeitpunkt wieder ausgebaut. Ein höherer Güterverkauf bewirkt steigende Gewinne, was den Verwertungsprozess ankurbelt. Bei Reinvestition des Kapitals werden wiederum neue Gewinne generiert. Nach einer Begrenzung der Gewinnpotenziale in der Produktion durch beispielsweise eine Marktsättigung oder steigende Lohnkosten, werden neue Verwertungsmöglichkeiten gesucht. Wird in staatliche Felder investiert, werden Profite gesichert und es kommt zu keiner Blasenbildung. Werden die Gewinne stattdessen am Finanzmarkt angelegt, entstehen Spekulationsblasen.
Die Finanzierung der Dividenden der Südseeaktien durch den Handel mit spanischen Kolonien klang als neue Anlagemöglichkeit verlockend. Der hohe Silberbedarf aufgrund der industriellen Entwicklung ließ die Erwartung von Preissteigerungen während des Anfangs der Silberblase aufkommen. Und auch die Entwicklung neuer Technologien Ende des 20. Jahrhunderts eröffnete eine neue, vielversprechende Anlagemöglichkeit.
Nach den ersten Preissteigerungen aller untersuchten Spekulationsgüter stiegen weitere Anleger in den Markt ein, weil sie nochmals Preisanstiege erwarteten. Ab diesem Zeitpunkt begann die Spekulation. Kurz darauf war ein weiteres Phänomen zu beobachten. Nachdem die ersten von der neuen Anlage profitierten, wollten andere ebenfalls ihr Glück versuchen und das sogenanntes Herdenverhalten setzte ein, nach dem Motto: "Es gibt nichts Ärgerlicheres und nichts trübt das Urteilsvermögen mehr, als einen Freund reich werden zu sehen." Da oftmals blind der Masse gefolgt wurde, schauten sich nur noch wenige die zu Grunde liegenden Daten der Anlage an. Neid und Profitgier sind dafür ausschlaggebend. Unterstützt wurde der Effekt durch die Medien, die fortlaufend über die gute Entwicklung der Güter berichteten und damit zu weit