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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Jana Christina Kodalle

Wie sich Kultur und Sprache beeinflussen


Eine soziolingistische Studie über die thailändlische Sprache
Erstauflage. 2015. 104 S. 8 Abb. 270 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593478-5-5 (3959347855)
Neue ISBN: 978-3-9593478-5-3 (9783959347853)

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Höflichkeit ist eines der grundlegendsten Konzepte der gesellschaftlichen Interaktion und Konversation in der thailändischen Gesellschaft. Die Sprache fungiert als Generator von gesellschaftlichen Strukturen, sie wird durch die ihr eigene Pragmatik zur Verdeutlichung und Herausstellung von vorhandenen hierarchischen Strukturen genutzt. Es gibt viele Feinheiten in dieser Sprache, so werden Höflichkeitsphrasen oder nur die Nutzung eines bestimmten Pronomens zum Ausdruck der eigenen sozialen Position und Einstellung zum Gegenüber. Im Zentrum dieser Studie steht die Frage, wie die Faktoren sozialer Status und sozialer Distanz Einfluss auf die Nutzung der verschiedenen Personalpronomen für ´Ich´ und ´Du´ nehmen.
Textprobe:
Kapitel 4.2 Höflichkeitsstrukturen der Sprache:
Möchte man in der tailändischen Sprache mit einer anderen Person kommunizieren, so ist die Wahl der richtigen Anrede maßgeblich. Sozial höher Gestellte, sowie Ältere, werden mit mehr Respekt adressiert als jüngere oder sozial niedriger eingestufte Menschen. Durch die korrekte Formulierung zollt man seinem Gesprächspartner Höflichkeit und Respekt. Im Gegenzug kann man durch die Wahl einer unangebrachten, zum Beispiel sehr umgangssprachlichen Anrede, den Gegenüber beleidigen ohne auch nur ein einziges Schimpfwort zu nutzen.
Die gesellschaftlichen Verflechtungen sind jedoch um einiges schwieriger zu entschlüsseln als es zunächst den Anschein erweckt. Maßgeblich sind nicht nur der Status und das Alter, sondern auch die Situation, die soziale Beziehung und natürlich die individuelle Einstellung. So steht eine ältere Person normalerweise hierarchisch gesehen über einer Jüngeren. Ist Letztere nun aber beispielsweise in einer höheren Position als die ältere Person in derselben Firma angestellt, so ist die Hierarchie umgekehrt. Ebenso spielt der Beruf eine nicht unerhebliche Rolle.
Was genau als höflich gilt, wird durch ein kompliziertes Bewertungssystem von interpersonellen Faktoren wie Alter, Verwandtschaft, Bildung und beruflicher Position festgelegt. Verschiedene finale und isolierte Partikel verleihen einer Nachricht illokutionäre Kraft, können Emotionen ausdrücken und als soziale Anhaltspunkte dienen (Watts et al. 1992: 325).
Die Ausdrucksformen verteilen sich entsprechend der Beziehung von Macht zu sozialer Distanz, daraus folgt, dass sich diese entlang der Skala bewegen und je nach Situation und subjektiver Faktoren verändern können (Watts et al. 1992: 327).
Anhand der bestehenden Normen, wählt ein Thai seine Worte mit großer Umsicht. Besteht eine Dysbalance zwischen Sender und Hörer, kann durch die inkohärente Ausdrucksweise emotionale Involviertheit oder der Wunsch den Empfänger höher zu stufen verdeutlicht werden (Watts et al. 1992: 328).
Die hierarchische Gesellschaftsstruktur spiegelt sich in dem pronominalen und referentiellen System wieder. Profession, Bildung, Geschlecht, Alter und Verwandtschaft bilden Kategorien, nach welchen die Ausdrücke entsprechend modifiziert werden. Dies birgt durchaus Konfliktpotenzial, wenn beispielsweise der Vorgesetzte jünger als ein Mitarbeiter niedrigeren Rangs ist, da Ältere normalerweise in der sozialen Ordnung über Jüngeren stehen. Besonders schwierig wird es, wenn die beiden auch noch verwandt sind. Ein möglicher Umgang mit dieser Situation ist die Vermeidung jeglicher Pronomen, wenn bereits deutlich ist, wer adressiert wird. Des Weiteren gibt es bestimmtes Vokabular, dessen Nutzung der Königsfamilie und Mitgliedern der Sangha, der buddhistischen Priestergemeinschaft, vorbehalten ist (Watts et al. 1992: 329f). Ein Beispiel für falsche Adressierung ist das Gespräch in einem Straßenrestaurant zwischen einem jungen thailändischen Diplomat und einem chinesischen Jungen, der als Kellner arbeitete. Gerade aus Washington zurück, orderte der Diplomat sein Essen auf eine eher gestelzte Weise, unter Anwendung von hohen Formen der Anrede: ´Verehrter Ober, richte deinem hochverehrten Vater aus, mich freundlichst mit einem Teller Reis und Gemüse zu versorgen.´ Der Junge staunte nicht schlecht und starrte den Gast irritiert an, bis dessen Begleitung die Bestellung lachend in einfachem Thai wiederholte (Watts et al. 1992: 330f).
Drei Gruppen von Partikeln haben eine kommunikative Funktion: ´emotives´ (Ausrufe), ´illocutionary particels´ (Indizieren Sprechakte) und ´appellatives´ (zeigen z.B. Zweifel, Zurückhaltung, aber auch den Status der Kommunikationspartner). Letztere korrespondieren mit den pronominalen Formen und werden ebenfalls entsprechend von Geschlecht, Status, sozialer Stimmung und semantisch-pragmatischen Elementen (Indikator für Antworten, Fragen oder Reaktionen auf Aussagen)