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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Stefan Tobler

Exorbitante Private Equity-Gewinne im philosophischen Prüfstand


Eine kritische Studie von Private Equity aus wirtschaftsethischer Sicht
1. Aufl. 2015. 72 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593479-1-X (395934791X)
Neue ISBN: 978-3-9593479-1-4 (9783959347914)

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Private Equity Fonds aber auch private Anleger erzielen mit Käufen und Verkäufen von Unternehmen häufig außerordentliche lukrative Gewinne. Aber ist der Handel mit Unternehmen überhaupt ethisch vertretbar? Und sind exorbitante Gewinne aus philosophischer Sicht überhaupt zu rechtfertigen?
Von Private Equity-Investoren übernommene Firmen weisen zudem typischerweise eine hohe Verschuldung auf. Der Autor äußert die Vermutung, dass der damit verbundene hohe finanzielle Druck unethisches Geschäftsgebaren begünstigen könnte.
Die vorliegende Studie bringt die aktuellsten Positionen führender Wirtschaftsethiker mit den für Private Equity relevanten Fragestellungen in Verbindung. Die Beantwortung der Fragestellungen hat gerade deshalb eine hohe Relevanz, weil es sich bei den Subjekten von Private-Equity-Transaktionen ja immer auch um wichtige soziale Systeme handelt. Diese haben auf die Lebensumstände von MitarbeiterInnen und anderen Betroffenen eine enorme Bedeutung.
Textprobe:
Kapitel 3.4. Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Positionen Ulrichs und Homanns:
Nach den Darstellungen der wesentlichen Kernpunkte der Theorien beider Autoren stellt sich die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Werden Gemeinsamkeiten festgestellt, können die entsprechenden Positionen zur weiteren Bearbeitung der Fragestellungen gemäss Abschnitt 2.3. eine gute Grundlage bilden. Sind wesentliche Unterschiede erkennbar, sind die Positionen entsprechend differenziert zu beurteilen und es ist zu entscheiden, welche Positionen für die Beurteilung der Ethik im Bereich von PE herangezogen werden können.
In zahlreichen Studienarbeiten, Artikeln und Büchern erfolgte eine Gegenüberstellung der Thesen dieser beiden Autoren. Dabei überwiegt auf den ersten Blick die Suche nach Unterschieden und Gegenpositionen. Ulrich wird dabei tendenziell als marktwirtschaftskritisch; Homann dagegen häufig als Verfechter neoliberaler Ansichten gesehen. Es wird nicht selten polarisiert und polemisiert.
Bereits in den Ausführungen der Abschnitte 3.2. und 3.3. hat sich aber gezeigt, dass die Ansichten der Autoren nicht in allen Punkten divergieren. Beim Thema der Gewinnmaximierung liegen jedoch auf den ersten Blick unvereinbare Positionen vor. Die unterschiedliche Haltung zur Gewinnmaximierung scheint mir für die weitere Bearbeitung der Fragestellungen dieser Studie so wichtig, dass ich mich diesem Thema in einem separaten Abschnitt 3.5. widmen werde.
Beginnen möchte ich die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden mit Ulrichs sehr überzeugender These der Notwendigkeit der Lebensdienlichkeit der Wirtschaft. Hier kann festgestellt werden, dass Homann implizit keine andere Ansicht vertritt. Allerdings ist Homann der Ansicht, dass nur die Ergebnisse einer auf Wettbewerb und Marktwirtschaft basierenden Wirtschaft als lebensdienlich zu beurteilen sind. Wie schon früher ausgeführt schliesse ich mich dieser Prämisse an.
Auch Ulrich ist im Übrigen kein Gegner der Marktwirtschaft. Allerdings ist er der Ansicht, dass wir uns jederzeit fragen müssen, ob diese dem Leben der Menschen wirklich dient. Und er bringt Beispiele, etwa im Bereich des Umweltschutzes, die aufzeigen, dass die Marktwirtschaft offensichtlich auch nicht lebensdienliche Ausprägungen aufweist. Deshalb nennt er den Titel eines seiner Werke "Zivilisierte Marktwirtschaft". (5) Dieser Buchtitel drückt Ulrichs Position sehr treffend aus. Die aktuelle Marktwirtschaft bedarf der Zivilisierung, damit er sich mit dieser einverstanden erklären kann. Die Grundposition, dass die Marktwirtschaft lebensdienlich sein kann und soll, ist davon nicht betroffen:"Wohlgemerkt: Gegen das wirksame unternehmerische Motiv des Gewinnstrebens und dessen kluge Nutzung durch die Wirtschaftsordnung als partielles Anreiz- und Steuerungsinstrument ist damit nichts gesagt..." (5, S. 138)
Der Wunsch nach einer zivilisierten Marktwirtschaft ist nicht nur ein Anliegen Ulrichs. Auch Homann geht es darum, aus dem Urzustand des Gefangenendilemmas mittels geeigneter Spielregeln herauszukommen. Der Teufelskreis von Defektionen durch unmoralische Spieler und präventiven Defektionen durch eigentlich moralischere Spieler, die nicht von den unmoralischen Konkurrenten ausgebeutet werden wollen, soll mittels einer vernünftigen Rahmenordnung durchbrochen und zivilisiert werden.
Beide Autoren sind der Auffassung, dass der Urzustand nicht genügt und die Marktwirtschaft eine kulturelle Errungenschaft ist. Homann sagt sagt dazu:"Dabei ist der ausserordentliche Erfolg der Marktwirtschaft kein naturwüchsiges Resultat, das sich einem Automatismus der Marktkoordination, wofür oft Adam Smiths Metapher der ´unsichtbaren Hand´ angeführt wird, verdanken würde. Vielmehr ist die Rahmenordnung, auf die der Erfolg, der ´Wohlstand der Nationen´, zurückzuführen ist, ein höchst artifizielles Produkt der Kultur, das der ständigen Wartung und Pflege bedarf." (6, S. 47)
Ulrich beginnt seine Ausführung