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Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
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Pascal D. Brenner, Björn Mundinger (Beteiligte)

Kooperation mit Eltern in der Kinder- und Jugendhilfe


Gelingende Zusammenarbeit mit Eltern als Erfolgsfaktor
1. Auflage. 2015. 124 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2015
ISBN: 3-9593481-8-5 (3959348185)
Neue ISBN: 978-3-9593481-8-8 (9783959348188)

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Um eine stationäre Platzierung, insbesondere die anschließende Integration, erfolgreich gestalten zu können, braucht es ein Kooperationsbündnis zwischen den Kindern resp. Jugendlichen mit den Eltern und den professionellen Mitarbeitenden der Sozialen Arbeit. Der konsequente Miteinbezug von Eltern und Familie in einen stationären Platzierungsprozess innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe bringt jedoch einige Herausforderungen für den professionellen Alltag. Wie wichtig der Miteinbezug von Eltern und Familie in diesen Prozess sind und welche Konsequenzen dies auf die Prozesse, Strukturen sowie die Kultur des stationären Alltags hat, wird mit einer qualitativen Untersuchung herausgearbeitet und als Thesenkatalogs aufgezeigt. Anhand von konkreten und in der Praxis erprobten Methoden werden zusätzlich im Vorwort Vorschläge für die konkrete Umsetzung in den stationären Alltag gemacht.
Textprobe:
Kapitel: Modelle der Eltern- und Familienarbeit:
Systemtheoretische Perspektive:
Aus der systemtheoretischen Sicht betrachtet, wird die Familie als System verstanden, in dem alle Mitglieder miteinander verbunden sind und in einem Gleichgewichtszustand - Homöostase - zueinander stehen (Ritscher 2002, S. 63). Im Fokus liegen die Bindungen der teilhabenden Elemente. Wird ein Mitglied, wie im Falle einer stationären Unterbringung, aus der Familie herausgelöst, wird das System instabil und es muss ein erneuter Gleichgewichtszustand geschaffen werden. Die Eltern- und Familienarbeit in der Heimerziehung kann an diesen Umstand anknüpfen (vgl. Herold 2011, S.63; vgl. Drees 1998, S.29).
Der systemische Ansatz ist an die philosophische Strömung des Konstruktivismus angelehnt. Zwischenmenschliche Bindungen werden dabei als eine lineare Ursache-Wirkungs-Reaktion beschrieben, die sich daraus legitimieren, dass das Verhalten eines Individuums immer in Wechselwirkung mit einem anderen Individuum steht (Rothe 1994, S.14). Für die Heimerziehung ergibt sich daraus folgende Konsequenz. In einem Hilfeprozess darf der fremduntergebrachte Heranwachsende nicht isoliert betrachtet werden, denn der Veränderungsprozess eines Familienmitglieds zieht ebenso die Veränderung anderer Familienangehörigen mit sich. Der gesamte Sozialisationshintergrund ist zu beachten (Moos & Schmutz 2006, S.20f.). Desgleichen basieren Verhaltensauffälligkeiten und Störungen nicht alleine ursächlich in der Person der Klienten (Drees 1998, S.30). Schafft es ein Kind resp. ein Jugendlicher sein Verhalten in der stationären Institution zu ändern, hat dies nicht gleichbleibend zur Folge, dass es die Verhaltensmuster in ein anderes System, beispielsweise die Familie, übernehmen kann. Verhaltensweisen sind konsequenterweise nur im Kontext der Familie veränderbar. Um dies zu ermöglichen, ist die Einbeziehung der Herkunftsfamilie in die Sozialisations- und Erziehungsaufgaben notwendig und räumt der Zusammenarbeit einen hohen Stellenwert ein (Hansen 1999, S.1024).
Psychoanalytische Perspektive:
Die theoretischen Grundlagen dieser Sichtweise bilden die Psychoanalyse und Neurosenlehre nach Sigmund Freud und knüpfen an die Bindungstheorie nach John Bowlby an. Die Ursachen vieler psychischer Konflikte und Störungen sind mit inneren und äußeren familialen Einflüssen verstrickt. Aus fehlender Struktur, Inhalt und Qualität zu den primären Bezugspersonen können sich Persönlichkeitsstörungen manifestieren. Zudem kann die Herausnahme eines Familienmitglieds und die Trennung der Familienelemente eine emotionale Belastung, oder gar ein traumatisches Erlebnis darstellen (Drees 1998, S.27; Günder 2011, S.236). "Da eben die Eltern in entscheidender Weise die frühesten Erfahrungen verursachen und prägen, kann eine Verarbeitung psychischer Konflikt- und Problemlagen bei Kindern und Jugendlichen nicht auf den Einbezug der Elternfiguren und -rollen verzichten" (Günder 2011, S.237). Die Notwendigkeit der Eltern- und Familienarbeit im Sinne einer Verarbeitung wäre jedoch auch dann gegeben, wenn eine Ablösung des jungen Menschen vom Elternhaus angestrebt wird, oder die Eltern als Ansprechpartner nicht zur Verfügung stehen (ebd.).
Für Kinder und Jugendliche bleiben die Eltern auch während des Heimaufenthalts trotz der räumlichen Abwesenheit psychisch präsent und somit die maßgebenden externen Bezugspersonen. Die Heranwachsenden bilden dabei oft ein Traumbild von ihrer Familie und flüchten bei Konflikten gerne in ihre Phantasiewelt. Die enge Zusammenarbeit mit den Familien und vor allem die Konfrontation mit deren realen Momenten, kann Kindern und Jugendlichen helfen sich von ihrer Phantasievorstellung der "heilen Familie" zu lösen und sich stärker auf die Realitäten im Heimalltag einzulassen (Drees 1998, S.27; Herold 2011, S.64).