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Matthäus Trummer

Die ethnische Struktur in den baltischen Staaten im Spiegel der Volkszählungsergebnisse 2011


2015. 150 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2015
ISBN: 3-9593501-0-4 (3959350104)
Neue ISBN: 978-3-9593501-0-5 (9783959350105)

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Die baltischen Staaten haben eine teils gemeinsame Historie und eine teils wechselhafte Vergangenheit mit Russland als Sowjetrepubliken, welche die heutige ethnische Struktur massiv beeinflusst haben. Dabei ist der Umgang mit den ethnischen Minderheiten unterschiedlich: Funktioniert das Zusammenleben in Litauen zum überwiegenden Teil spannungsfrei, kommt es in Estland und Lettland immer wieder zu Interessenskonflikten.
Die vorliegende Untersuchung beschäftigt sich mit den ethnischen Minderheiten in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen im Spiegel der Volkszählungen des Jahres 2011. In den Blick genommen werden aber auch Hintergründe zu Begriffen, historischen Entwicklungen und rechtlichen Regelungen, hier vor allem Fragen nach den Regelungen der Staatsbürgerschaft und der Minderheitsgesetzgebungen. Außerdem wird die Minderheitenpolitik in den baltischen Staaten untersucht.
Textprobe:
Kapitel 2.6 Historische Grundlagen des Baltikums:
Die heutigen baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen blicken auf eine lange, bewegte und teilweise gemeinsame Historie zurück. Die Darstellung eines umfangreichen historischen Ablaufes des Baltikum ist in dieser Arbeit nicht vorgesehen und würde wohl den Rahmen sprengen. Deshalb wird an dieser Stelle auf Übersichtsdarstellungen der Geschichte der heutigen baltischen Staaten verwiesen. Mit der allgemeinen Historie des Baltikums beschäftigt sich zum Beispiel TUCHTENHAGEN 2005 in seinem kompakten Werk Geschichte der Baltischen Länder . Des Weiteren bietet GARLEFF 2001 unter dem Title Die baltischen Länder einen umfangreichen Überblick über die Historie des Baltikums an, wobei hier auf die spezielle Situation der Minderheiten in den einzelnen Staaten eingegangen wird. Die für die heutige ethnische Struktur in den baltischen Staaten historischen Ursachen werden in den jeweiligen Kapiteln zu den einzelnen ethnischen Minderheiten extra behandelt.
Prägend für die aktuelle ethnische Struktur der baltischen Staaten ist sicherlich auf der einen Seite der Zweite Weltkrieg, in welchem die baltischen Staaten zwischen Hitler und Stalin zerrieben worden sind. Auf der anderen Seite prägend war sicherlich die so genannte Russifizierung in den neu geschaffenen Sowjetrepubliken. Einhergehend mit der Industrialisierung der Sowjetrepubliken kamen viele Arbeiter und Techniker aus der Sowjetunion bzw. aus Nachbar-Republiken ins Baltikum. (GARLEFF 2001, S.172-177) Die Abbildungen 4, 8 und 11 zeigen deutlich, dass diese Russifizierung bis Ende der 1980er-Jahre andauerte [ ].
Kapitel 5 Räumliche Verteilung der Minderheiten in Litauen:
Kapitel 5.1 Ethnische Minderheiten in Litauen: In ihrem regelmäßigen Bericht über Litauen hat die Kommission bestätigt, daß Litauen die [...] Merkmale einer Demokratie mit institutioneller Stabilität aufweist, welche die rechtsstaatliche Ordnung, die Menschenrechte und den Schutz der Minderheiten garantieren. Die Behandlung der Minderheiten ist insgesamt zufriedenstellend, es wird lediglich darauf hingewiesen, daß das Rahmenübereinkommen über den Schutz nationaler Minderheiten noch nicht ratifiziert ist (EUROPÄISCHES PARLAMENT 1999, S.16).
Das Themenpapier des Europäischen Parlaments aus dem Jahr 1999 beschäftigt sich mit der Lage der Minderheiten in den baltischen Staaten, und hier speziell mit jener der russischen Minderheit. Während für Estland und Lettland im Themenpapier jeweils mehrere Seiten umfassende Kapitel, in welchem der Ist-Zustand, sowie die Vielzahl an sozialen Problemen mit den jeweiligen ethnischen Minderheiten aufgelistet werden, erstellt wurden, ist das Kapitel über Litauen gerade einmal drei kurze Absätze lang (TRUMMER 2012, S.50).
In Litauen ist dennoch nicht alles eitel Wonne, so gibt es auch hier immer wieder Stereotype und Vorbehalte gegenüber Angehörigen ethnischer Minderheiten: Je kleiner und virtueller der Gegner ist, desto besser, und Hauptsache, man erweist sich als echter Litauer. Juden gibt es in Litauen schon lange keine mehr, und trotzdem werden sie bekämpft. [...] Weitere Feindbilder sind polnische Nachnamen mit ´w´ und Schwule. Damit wächst von Tag zu Tag die Überzeugung, dass ein echter Litauer nur derjenige ist, der mit den Fäusten auf andere losgeht und unter Missachtung jeder Etikette möglichst laut brüllt (EURO TOPICS 2010).
Den überwiegenden Teil der heute in Litauen siedelnden ethnischen Russen machen jene nach 1944 als sowjetische Arbeitsmigranten nach Litauen gekommene und vorwiegend an Industriestandorten siedelnde Gruppe aus. Als Extrembeispiel hierfür ist die im Osten Litauens gelegene Planstadt Visaginas zu nennen, die 1975 als Wohnstätte für das nahe gelegene Kernkraftwerk Ignalina errichtet wurde (BENTIN 2008, S.57-58).
Die russische Minderheit in Litauen verteilt sich über das gesamte Land. Dennoch ist ein starkes Gefälle zwischen Stadt und Land festzus