Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Christian Rother
Die Erfindung der Schrift: Ägypten zur Zeit der 1. Dynastie
2015. 172 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2015
ISBN: 3-9593505-0-3 (3959350503)
Neue ISBN: 978-3-9593505-0-1 (9783959350501)
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Mit dem Übergang vom 4. zum 3. Jahrtausend v. Chr. trat Ägypten als Hochkultur erstmals in Erscheinung. In dieser Übergangszeit, der "formativen Phase", liegen die Wurzeln einer Kultur, die fortan prägend für viele Kulturkreise in Nordafrika, Asien und Europa werden sollte. Mitverantwortlich dafür war die Schrift der alten Ägypter, die Hieroglyphen.
Dieses Buch setzt sich mit dem erstmaligen Auftauchen von Hieroglyphen auseinander und konzentriert sich hierbei auf die kleinen Etiketten, welche an Waren des täglichen Gebrauchs angebracht waren. Diese sind dem Verstorbenen als Beigabe auf den Weg ins Jenseits mitgegeben worden. Auf den Etiketten finden sich frühe Formen von Hieroglyphen und erste Versuche komplexe historische Ereignisse in Schriftform zu fixieren. Diese Studie behandelt die Darstellungen auf Etiketten, die von nichtköniglichen Begräbnissen aus den Regionen Saqqara und Helwan stammen. Sie geben Aufschluss über wichtige Ereignisse und Rituale dieser Zeit.
Textprobe:
Kapitel 6. Allgemeine Bemerkungen zu den Etiketten:
Wie bereits erwähnt, stammen sämtliche Etiketten, die in dieser Studie untersucht wurden, aus der 1. Dynastie. Aber auch alle anderen Etiketten stammen aus der 1. Dynastie bzw. der Zeit der formativen Phase (Dynastie 0), d.h. es lassen sich keine Etiketten in eine frühere oder spätere Zeit datieren. Dies kann eigentlich nur bedeuten, dass sich das beschriebene Medium geändert hat. Da Schrift in zunehmenden Maße gebräuchlich wurde und der Nutzen dessen auch auf andere Aufgabengebiete ausgedehnt werden konnte, scheint es nur logisch, dass man von einem relativ schwer zu beschaffenden Medium wie Bein und Elfenbein dazu übergegangen ist andere Materialien zu benutzen.
Ebenfalls ist in Betracht zu ziehen, dass die Täfelchen allesamt von sehr kleinem Format sind. Mit der sukzessiven Zunahme in punkto Quantität der Schriftverwendung und im Hinblick auf das zu beschreibende Medium, sind die Etiketten schlichtweg zu klein geworden, so dass man dazu übergehen musste sich nach größeren Schriftträgern umzusehen. Das belegt auch der erste, wenn auch unbeschriftete, Papyrus, der im Grab des Hemaka gefunden wurde. Weiterhin ist zu attestieren, dass sämtliche Objekte, die Schrift aufweisen und zu der hier besprochenen Zeit gehören, sämtlich aus funerären Kontexten stammen.
Die Etiketten unterliegen auch einer gewissen Entwicklung. So sind die Etiketten vor Horus Den klar gegliedert und in Register unterteilt, unter seiner Herrschaft fällt die Aufteilung in Register allerdings weg. Das hängt bei den Festetiketten mit der Einführung der Jahresrispe am rechten Bildrand zusammen und überträgt sich, schon unter seiner Herrschaft, auch auf Etiketten, die kein Ereignis darstellen, sondern nur Produkt und/oder einen Namen nennen. Jedoch taucht die Verwendung der Jahresrispe am rechten Bildrand schon zur Zeit des Narmer auf.
Ebenfalls ab Horus Den " [...] kann der Name des Besitzers durch eine Vertikale vom Produktnamen abgetrennt werden." Bei der Entwicklung der Etiketten kann man dennoch nach drei Phasen unterscheiden: "Unterschiede liegen vor zwischen der Zeit vor Den, unter Den und der Zeit nach Den, wobei weiterhin "königliche" und "private" Öletiketten zu unterscheiden sind." Die Etiketten vor Den tragen noch keine Jahresrispe an der linken Seite. Sie sind in drei (unter Horus Aha) bzw. vier (unter Horus Djer) vertikale Register eingeteilt.
Betrachtet man nun die Täfelchen in ihrer chronologischen Abfolge, so wird man feststellen, dass sie einer Entwicklung unterliegen und mit der Zeit elaborierter werden, der auf ihnen zu findende Motivschatz wird reichhaltiger.
Einige der Etiketten sind auch auf der Rückseite mit einer (Tinten-)Aufschrift versehen. "Die anscheinend nur sporadisch auftretende Beschriftung der Rückseite lässt sich zur Zeit nicht systematisch erfassen."
Die Verwendung von Etiketten aus Bein bzw. Elfenbein findet sich in Gräbern von Königen oder Personen mit einem hohen Status. Allein schon die Verwendung von Materialien wie Bein oder Elfenbein lässt darauf schließen.
Allgemeinhin wird angenommen, dass diese Etiketten an Behältern angebunden waren, welche kostbares Öl beinhalteten bzw. an andere Gegenstände, die diese dann durch das Etikett, bzw. einer Zeile auf diesem, näher bestimmten. Für das berühmte Etikett des Hemaka (Kat.-Nr. 3-S) beispielsweise wird angenommen, dass es einst an einen Lederbeutel gebunden war, wie seine Ausgräber Walter B. Emery und Zaki Y. Saad bemerkten.
Die Verwendung eines kostbaren Materials wie Bein oder Elfenbein für ausschließlich rein administrative Zwecke, welche in der Regel nur einen kurzen Zeitrahmen umfassen, halte ich für unwahrscheinlich. Da aber für einige Etiketten, kostbares Material, wie Bein, Elfenbein oder Ebenholz, letzteres musste erst aus dem Ausland herbeigeschafft werden, benutzt wurde, ist es eher wahrscheinlich, dass diese Texte etwas dauerhaftes ausdrücken sollt