Neuerscheinungen 2015Stand: 2020-02-01 |
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Martin Bock
Die kaiserlich-französischen Beziehungen 1641-1648: Ein Beitrag zur Diplomatiegeschichte des Westfälischen Friedenskongr
Erstauflage. 2015. 92 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DISSERTA 2015
ISBN: 3-9593512-6-7 (3959351267)
Neue ISBN: 978-3-9593512-6-3 (9783959351263)
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Der Westfälische Frieden im Jahr 1648 bildet eine wesentliche Zäsur in der Geschichte des europäischen Mächtesystems der Neuzeit. Insbesondere für den deutschen Raum wurden die Weichen bis zum Ende des Reiches gestellt. Die langwierigen und komplexen Verhandlungen zwischen den Kriegs- und Interessenparteien stellten eine bis dahin ungekannte diplomatische Leistung dar, die sich freilich immer auch an den Ausgängen der Kriegshandlungen orientierte.
Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit dem Verhältnis der Gesandten des Kaisers Ferdinand III. und des französischen Königs Ludwig XIII. und seines Nachfolgers Ludwig XIV. In der Form ihres Handelns ließen diese sich in erster Linie von Präzedenz- und Repräsentationsfragen leiten, wie sie die kulturalistische Perspektive in die Geschichtswissenschaft eingebracht hat. Im Ergebnis entschieden jedoch stets handfeste politische und geostrategische Überlegungen über die Verhandlungsergebnisse.
Textprobe:
Kapitel 2.3.1: Bayern als Faktor der französischen und kaiserlichen Politik:
Zu Recht ist Bayern für die Hauptverhandlungsphase, besonders für das Jahr 1646, als "pièce maîtresse" der französischen Diplomatie im Hinblick auf den Kaiser, als Scharnier des kaiserlich-französischen Verhältnisses charakterisiert worden. Mit den Überlegungen eines Waffenstillstandes zwischen Frankreich und Bayern im Herbst 1645 traten die Beziehungen zwischen Paris und München in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges in ihre letzte Phase.
Bereits seit den ersten kaiserlichen Erfolgen zu Beginn des Krieges hatte Richelieu versucht, Bayern als Partner gegen eine mögliche habsburgische Übermacht zu gewinnen. Beide katholischen Mächte schienen für ein Bündnis prädestiniert zu sein: Kurfürst Maximilian sorgte sich um seine Stellung im Reich, insbesondere um die gerade erlangte Kurwürde, und konnte sich von Frankreich darin Unterstützung erhoffen. Umgekehrt erwartete Frankreich, dass Bayern sich militärisch nicht auf der Seite des Kaisers gegen seine Truppen wenden und es in seinem Kampf gegen die habsburgische Universalmonarchie unterstützen werde. Im Jahr 1631 kam es im Vertrag von Fontainebleau zu einer Allianz, die aber angesichts des aktiven Eingreifens Frankreichs und damit einer völligen Veränderung der militärischen Lage vier Jahre später keine Auswirkungen hatte. Maximilian war enttäuscht, dass Richelieu Schweden den Vorzug gegeben hatte, unterhielt aber trotz heftiger Konfrontationen auf dem Schlachtfeld insgeheim diplomatische Kontakte nach Paris, welche ihm freilich keinen Vorteil verschaffen konnten. So kämpfte er weiter auf der Seite des Kaisers, bis er seine eigene Situation wieder als so bedrohlich empfand, dass er im Krisenjahr 1645 erneut mit Frankreich verhandelte.
Hatte der Kurfürst seit längerem auf eine Klärung der französischen Satisfaktionsfrage gedrängt - schon der reichsständische Druck auf den Kaiser in den Jahren 1640/41 zur Aufnahme von Friedensverhandlungen war wesentlich von ihm ausgegangen - drohte er seinem Wiener Bündnispartner immer offener mit Separation, als die vereinigten schwedisch-französischen Truppen zur Jahreswende 1646 auf Bayern marschierten. So instruierte Maximilian seine beiden Gesandten Haslang und Krebs mit dem Ziel, einen sofortigen Waffenstillstand zu vereinbaren, die Pfalzfrage im bayerischen Sinn zu klären sowie zur Garantie der ersten beiden Punkte einen Friedensvertrag zwischen Kaiser und Frankreich zu befördern, wobei sie sich eher an die französischen Friedensbedingungen anlehnen sollten. Überhaupt ließ er sich auf eine enge Zusammenarbeit mit Paris ein und lieferte wohl auch interne Informationen aus dem kaiserlichen Lager; wie Frankreich befürwortete er den Ausschluss Spaniens von Vereinbarungen über das Reich, was allerdings weniger auf eine antihabsburgische als auf eine dezidiert antispanische Politik, die im Reich keine Konflikte, welche dort im Interesse ausländischer Mächte ausgetragen wurden, mehr sehen wollte, zurückgeht.
Die Ziele, die Maximilian mit seiner frankophilen Politik verfolgte, sind wohl vornehmlich in der Behauptung der eigenen Machtposition und der Erkenntnis, dass der Kaiser dabei nicht behilflich sein konnte, zu suchen. Andreas Kraus hat den gewagten Gedanken, Bayern habe selbstlos und im Sinne des Kaisers gehandelt, um durch eine Annäherung an Frankreich Einfluss auf dessen Politik zu nehmen und so einen Keil zwischen Paris und Stockholm zu treiben, in die Diskussion eingebracht. Tatsächlich ist der bayerischen Diplomatie schon früh unmissverständlich klar gemacht worden, dass Mazarin zur Aufgabe seines schwedischen Bündnisses nicht bereit war.
Dennoch kam die französische Regierung gerade in Krisenzeiten immer wieder auf Bayern zu; der seit den frühen 1620er Jahren bestehende Wunsch, den Kurfürsten in eine antikaiserliche Liga einzubeziehen, starb wohl erst kurz vor dem Ende der Friedensverhandlunge