buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2015

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Michael Dippelreiter, Christian Prosl (Beteiligte)

Österreich 1934 - das Spiel mit dem Feuer


Versuch einer differenzierten Betrachtung
Herausgegeben von Dippelreiter, Michael; Prosl, Christian
2015. 272 S. 230 mm
Verlag/Jahr: WIESER 2015
ISBN: 3-9902917-1-8 (3990291718)
Neue ISBN: 978-3-9902917-1-9 (9783990291719)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


Das vorliegende Werk ist das Ergebnis des Wiener Kulturkongresses 2014, der namhafte Historiker, Politologen und Juristen zusammenführte, um vermehrt Fachleute aus dem konservativen Lager zu Wort kommen zu lassen, war doch die Geschichtsschreibung über den Februar 1934 bislang hauptsächlich von der Sozialdemokratie nahestehenden Wissenschaftlern erforscht und aufgearbeitet worden.

Die Verschränkung der innenpolitischen Entwicklung mit den Entwicklungen im europäischen Umfeld zählte zu den Vorraussetzungen der Tragik der Ereignisse 1934, die nach dem Februaraufstand in den "Staatsstreich von oben" und in das autoritäre System führten. Viele Autoren lehnen den Begriff "Austrofaschismus" ab, für dessen Klassifizierung allerdings das Regime durch seine repressiven Maßnahmen Argumente geliefert hat.

Die zunehmende Radikalisierung in Wort und Tat auf beiden Seiten führte zu einer verhängisvollen Spirale der Gewalt. Der Leser erfährt, dass der Mythos der zahlreichen Opfer auf sozialdemokratischen Seite der Wirklichkeit nicht standhält: mehr als ein Drittel der Opfer waren Unbeteiligte, ein weiteres Drittel bestand aus den Regierungstruppen und den ihnen verbündeten bewaffneten Einheiten und etwa ein Viertel der Todesopfer waren sozialdemokratische Kämpfer bzw. justifizierte Personen. Bekanntestes Opfer der Justiz war der steirische Schutzbundführer Koloman Wallisch, eine eindrucksvolle Persönlichkeit, der ein eigener Beitrag gewidmet ist. Wichtig auch der Hinweis, dass die sozialdemokratische Partei bereits vor den verhängisvollen Februartagen eine Spaltung erfahren hatte, wodurch der Aufstand auch von der Mutterpartei nicht hätte verhindert werden können.

Fest steht, dass die Christlich-Sozialen in allen ihren Erscheinungsformen ihrerseits weder damals noch heute die tiefe Traumatisierung der Sozialdemokratie durch die Ereignisse und Folgen des Jahres 1934 erkannt haben. Vielleicht bietet diese Feststellung eine Grundlage für weitere Gespräche der politischen Parteien über die tragischen Ereignisse und damit zu einer Entemotionalisierung dieses noch heute relevanten Themas.
Dr. Michael Dippelreiter: Historiker, wissenschaftlicher Angestellter des Österreichischen Austauschdienstes (OEAD). Zuletzt erschienen: Wien, die Metamorphose einer Stadt. Aus der Reihe: Geschichte der Bundesländer seit 1945. Dr. Christian Prosl: Diplomat i. R., zuletzt Botschafter in Berlin und Washington, Präsident der Österreichischen Kulturvereinigung.