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Stand: 2020-02-01
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Steffen Dietzsch, Sarah Dornhof, Vladimir Jankélévitch, Xavier Tilliette, Vincent von Wroblewsky (Beteiligte)

Von der Lüge


Herausgegeben von Dietzsch, Steffen; Mitarbeit: Tilliette, Xavier; Übersetzung: Dornhof, Sarah; Wroblewsky, Vincent von
2016. 168 S. 19 cm
Verlag/Jahr: MEINER 2016
ISBN: 3-7873-2863-7 (3787328637)
Neue ISBN: 978-3-7873-2863-5 (9783787328635)

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In seinem großen Essay Du mensonge, veröffentlicht 1942 unter erschwerten Bedingungen im Vichy-Frankreich, setzt sich Vladimir Jankélévitch mit dem Zusammenhang zwischen Lüge, Bewusstsein, Verstehen und Rhetorik auseinander.
"Lügen ist die Muttersprache unserer Vernunft und Witzes", heißt es in einem Brief Hamanns an Kant. Die Lüge ist nicht das ganz Andere, gar Unbegreifliche gegenüber der Wahrheit, sondern mit dieser untrennbar verbunden: Sie ist keine Aussage, die mit den Wahrheitswerten ´wahr´ oder ´falsch´ belegt werden kann, sondern ein kommunikativer, produktiver Akt, der mit der Absicht zu täuschen unternommen wird und damit eine neue emotive wie kognitive Wirklichkeit zu schaffen beabsichtigt.

Vladimir Jankélévitch lenkt in Von der Lüge den Blick auf die innere mentale Verfasstheit dessen, der sich zur Lüge ´entschließt´, und versucht, der ´Subjektseite´ der Lüge auf die Spur zu kommen. Unser Bewusstsein will das Polymorphe, das Missverständliche, das Uneingestehbare handhaben und erfindet etwas Glaubhaftes, Zweckmäßiges. Die Lüge ist "die List der Schwachen", rettende Idee in Notwehrsituationen und gleichzeitig doch "innere Flucht, das Verlassen des Postens, das Opium der geringsten Anstrengung". Es gibt nach Jankélévitch nur zwei Wege, mit der Lüge umzugehen: die unerwartete, schmerzhafte Aufrichtigkeit und das Verschmelzen der Lüge mit der Wahrheit bis zur Ununterscheidbarkeit. Einen Ausweg aus der Verstrickung des Lügners mit dem Belogenen hingegen weist nur die Ironie: Denn diese führe, als "bonne conductrice", den Geist, unser Bewusstsein, zur Innerlichkeit, während die Lüge ihn ins Äußerliche ziehe. Jankélévitchs Überlegungen zur Lüge sind charakteristisch für seinen philosophischen Ansatz, der, obgleich in der Tradition Bergsons und Simmels stehend, doch eine ganz eigene Art von Lebensphilosophie darstellt.
Vladimir Jankélévitch (1903-1985), Schüler und Freund Bergsons, schloss sich 1941 der Résistance an, nachdem er auf Grund des Judenstatuts des Vichy-Regimes sein Amt und die französische Staatsbürgerschaft verloren hatte. 1951 erhielt er eine Professur für Moralphilosophie an der Sorbonne. Sein lebensphilosophisch geprägtes Werk enthält auch zahlreiche Beiträge zur Musikphilosophie. Steffen Dietzsch lehrt als Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin. Vincent von Wroblewsky lebt als Übersetzer - u.a. der Schriften Sartres - in Berlin. Sarah Dornhof arbeitet als Kulturwissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin.