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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Lotte Bormuth

Heimweh nach Gottes Liebe


2016. 144 S. 18 cm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2016
ISBN: 3-86827-607-6 (3868276076)
Neue ISBN: 978-3-86827-607-7 (9783868276077)

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Der Alltag der beliebten Autorin ist reich an Begegnungen mit sehr unterschiedlichen Menschen: Da ist der Sozialhilfeempfänger, der ihr zuliebe mit in den Gottesdienst geht und sie im Gegenzug um Beistand bei einer Gerichtsverhandlung bittet. Oder da trifft sie bei einer ihrer Vortragsreisen eine verzweifelte junge Frau, die über den Selbstmord des Bruders nicht hinwegkommt.
Mit viel Glaubensmut begegnet Lotte Bormuth all diesen Menschen und malt ihnen die Größe Gottes vor Augen. Und wie durch ein Wunder weckt sie dabei in ihnen das Heimweh nach der Liebe Gottes.
Das kleine Lämmchen
Von einem kleinen Jungen las ich, wie sehr er sieh darüber freute, als seine Mutter das selbst gemalte Bild an den Kühlschrank in der Küche hängte. Sein Vater und alle seine Geschwister sollten es sehen und ihn loben. In unserer Erziehung spielt das Lob eine wichtige Rolle. Kinder, die nie Wertschätzung erfuhren, können wie Pflänzchen dahinwelken. Sie entwickeln kein gutes Selbstbewusstsein und sind auch leicht verführbar.
Ich will von Daniel, unserem Jüngsten, erzählen. Eines Tages kam er von der Schule nach Hause und stellte mir ein selbst gebasteltes Lämmchen auf den Tisch. "Für dich, Mama!" Dieses Geschenk war mir sehr wertvoll. Ich nahm Daniel in den Arm, drückte ihn an mich und gab ihm einen kräftigen Kuss auf die Stirn. "Schön hast du das gemacht. Das Lämmchen ist dir gut gelungen. Da hast du auch viel daran arbeiten müssen. Wunderbar sieht vor allem sein Köpfchen aus. Ich werde dem Lämmchen einen Ehrenplatz auf dem Schrank im Wohnzimmer geben."
Jahrelang stand es da. Und jedes Mal, wenn ich das Tierchen abstaubte, gingen mir liebe und dankbare Gedanken für mein Kind durch den Sinn. Lotte, klopfte ich mir selbst auf die Schulter, du hast einen lieben, begabten Nachkömmling. Wie gut, dass Daniel noch geboren wurde, war ich doch schon 39 Jahre alt. Ich bewunderte ihn, da ich selbst beim Basteln und Malen nie ein Meister, sondern eine Niete war. Noch heute halte ich dieses erste Geschenk, das Daniel mir für den Muttertag kunstvoll bereitet hat, in Ehren, auch wenn es nur noch ein Öhrchen hat. Jedes Mal, wenn unser Sohn zu Besuch kommt, lacht er mich an und staunt: "Na Mama, das Lämmchen lebt aber lang."
"Ja, Daniel, von ihm werde ich mich nicht trennen."
Kinder brauchen, solange sie leben, Zuspruch und Wertschätzung. Und geht es uns nicht genauso? Wir brauchen doch auch im Alter Anerkennung und Würdigung. Als ich meinen Rentenantrag stellte, half mir ein Herr in der Rentenabteilung, die Formulare auszufüllen. Ich brachte ihm die nötigen Unterlagen. Unter anderen wichtigen Papieren hatte ich ihm auch mein Studienbuch auf den Schreibtisch gelegt, denn ich wusste, dass auch die Zeit meines Theologiestudiums in Marburg bei der Rente eine Rolle spielte. Der Beamte blätterte darin, entdeckte dann mein Foto und schaute mich an: "Frau Bormuth. waren Sie aber eine schöne Studentin."
Ich lächelte etwas verlegen und erwiderte: "Das hat mir aber noch nie jemand gesagt, und ich habe mich selbst nie als so attraktiv empfunden." Das Schönste an mir waren meine langen Haare. Ich trug sie in zwei Zöpfen an meinem Kopf hochgesteckt. Und doch hatte ich ein großes Problem. Seit meinem 15. Lebensjahr ärgerte ich mich über die vielen Pickel in meinem Gesicht. Sie verdarben mein Aussehen sehr kräftig. Aber auf dem Foto waren sie wegretuschiert.
Jetzt bin ich alt geworden. Die Pickel belasten mich schon lange nicht mehr. Seit meiner Hochzeit sind die Übeltäter verschwunden. Aber nun gibt es andere lästige Dinge im Gesicht. Viele Falten sind mit der Zeit entstanden und auch meine schönen, ehemals blonden Haare sind ganz grau geworden. Jetzt muss ich darüber lächeln, wenn jemand zu mir sagt: "Frau Bormuth, jetzt kommt es auf Ihre innere Schönheit an." Nun werden auch die Fotos nicht mehr retuschiert. Ich darf mich einer guten Gesundheit erfreuen und dafür danke ich meinem Herrn. Ich mache mir keine Gedanken über meine grauen Haare und Falten. Ich weiß mich geliebt von meinem Mann und meinen Kindern und den 18 Enkeln. Wenn wir uns zu einem Familienfest treffen, erhalte ich mindestens 28 Küsse und alle drücken mich fest in ihre Arme.
Vor einigen Wochen war ich nach fast vierzig Jahren auf einem Schulfest und begegnete einer Klassenkameradin. Sie begrüßte mich recht sonderbar: "Ach Lotte, was bist du dick geworden." Dabei brachte ich gerade mal 63 Kilogramm auf die Waage, nachdem ich zuvor zehn Pfund abgenommen hatte. Ich wusste ihr kein einziges Wort darauf zu antworten.