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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Thomas Weißenborn, N. T. Wright, Nicholas Th. Wright, Tom Wright (Beteiligte)

Überrascht von der Bibel


Erstaunliche Einsichten zu strittigen Themen
Übersetzung: Weißenborn, Thomas
2016. 288 S. 20.5 cm
Verlag/Jahr: FRANCKE-BUCHHANDLUNG 2016
ISBN: 3-86827-618-1 (3868276181)
Neue ISBN: 978-3-86827-618-3 (9783868276183)

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In diesem Buch gibt der renommierte Neutestamentler N. T. Wright herausfordernde Einsichten in die Bibel und klärt so manches Missverständnis auf, dem unsere christlichen Gemeinden unterliegen.
Soll der Glaube öffentlich gelebt werden? Was sagt die Bibel zu Frauen in der Gemeindeleitung? Kann ein Naturwissenschaftler an die Auferstehung glauben? Wie bricht Gottes Reich auf der Erde an? Welchen Stellenwert hat die Schöpfung? Sind die alten Götzen wirklich tot? Was passiert am Ende der Zeit?
Diesen und anderen brisanten Themen geht der Autor auf inspirierende, ermutigende und nicht zuletzt überraschende Weise nach.
´1. Den Graben zwischen Naturwissenschaft
und Glauben überwinden

Als ich noch in der Westminster Abbey tätig war, wurde ich in regelmäßigen Abständen von Besuchern - vor allem von Amerikanern - angesprochen: "Ist es wirklich wahr, dass hier Charles Darwin begraben liegt?" Einer der Touristinnen, die mich so etwas gefragt hat, konnte ich sogar mit Blick auf den Weg, den sie nach dem Abendgebet durch die Kirche genommen hatte, erwidern: "Madam, ich glaube, Sie sind sogar auf ihn getreten." - "Das ist auch gut so", antwortete sie mit Nachdruck, was mir wiederum einiges über die Touristin offenbarte. Bei einer anderen Gelegenheit ist mir, als ich gerade an Darwins Grab vorbeiging, ein kleiner Haufen aus Blumen und Grußkarten aufgefallen. Offensichtlich hatten Schulkinder ihn dort hinterlassen, wobei die Grußkarten in der Regel so etwas wie "Mr Darwin, wir lieben Sie" verkündeten.
Ich habe mich oft gefragt, was man ihnen wohl beigebracht hatte. Hatten ihnen ihre Lehrer die Geschichte der westlichen Kultur nach dem Muster vermittelt, wonach es vor Darwin nur Finsternis, Aberglaube, Vorurteile und den Würgegriff der Religion gegeben habe, bis dann durch Darwin höchstpersönlich eine neue Ära des Glücks, der Befreiung, des Wissens und der Menschlichkeit eingeläutet wurde? Wenn das keine in höchstem Maße selektive und vereinfachende Geschichtsschreibung ist, dann weiß ich nicht, wie so etwas aussehen sollte. Die Westminster Abbey zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern aus allen Teilen der Welt an. Wie aber kommt es, dass anscheinend nur Amerikaner an Darwin interessiert sind und dabei auch sofort Stellung beziehen in diesem vermeintlichen Krieg, in dem allein schon sein Name so etwas wie ein Schlachtruf ist?
Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich Brite bin (und nicht Amerikaner) und Theologe (und nicht Naturwissenschaftler), womit ich bei den erwähnten Diskussionen zwangsläufig eine Außenseiterrolle einnehme. Trotzdem hoffe ich, an dieser Stelle unseren Blick auf drei spezifische Dinge richten zu können, die ein Außenseiter vielleicht besser erkennen kann als ein Insider.
Zum Ersten möchte ich darauf hinweisen, dass die Diskussion zwischen Wissenschaft und Glaube in Nordamerika anders geführt und wahrgenommen wird als an vielen anderen Orten der Welt. Zweitens möchte ich andeuten, dass das wenigstens teilweise mit den epikureischen Fundamenten des sozialen Selbstverständnisses zu tun hat, das die Vereinigten Staaten seit dem ausgehenden achtzehnten Jahrhundert prägt. Deshalb ist die Pattsituation zwischen Naturwissenschaft und Glaube in Amerika analog zu sehen zu dem Patt zwischen Kirche und Staat beziehungsweise Religion und Politik. So kann keines der damit angesprochenen Themen für sich betrachtet, werden, ohne dass auch alle anderen Themenbereiche mit ins Spiel kommen. Aus diesem Grund möchte ich eine sehr viel radikalere Neuausrichtung der zugrunde liegenden Weltanschauungen andenken, als normalerweise in den Diskussionen über Naturwissenschaft und Religion üblich. Das, so hoffe ich, ist der Punkt, an dem ein biblischer Theologe einen brauchbaren Beitrag leisten kann.
Die aktuelle Diskussion in Nordamerika
Auf den Britischen Inseln hatten wir nie einen Scopes-Prozess. Natürlich hatten wir im Juni 1860 in Oxford die berühmt-berüchtigte öffentliche Debatte zwischen dem damaligen Oxforder Bischof Samuel Wilberforce und dem Naturwissenschaftler T. H. Huxley. Innerhalb einer Generation hat sich die Geschichte um diese Debatte verselbstständigt und wurde von einer Tradition überformt, die so stark war, dass diese Tradition schließlich als allgemeine Wahrheit akzeptiert wurde, obwohl die neuere Forschung nachweisen konnte, dass die Dinge keineswegs so klar und einfach lagen, wie es uns die Überlieferung glauben machen möchte.
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