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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Nancy Aris

Dattans Erbe


Roman
2016. 320 S. 20 cm
Verlag/Jahr: MITTELDEUTSCHER VERLAG 2016
ISBN: 3-9546262-1-7 (3954626217)
Neue ISBN: 978-3-9546262-1-2 (9783954626212)

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"Wenn Sie es nicht finden, wer dann?" Mit diesen Worten macht sich die Historikerin Anna Stehr auf nach Wladiwostok. Sie soll das Tagebuch von Adolph Dattan finden. Er hatte dort das Kaufhaus Kunst & Albers aufgebaut, noch bevor es in Europa
Kaufhäuser gab. Sein kometenhafter Aufstieg endet mit dem Ersten Weltkrieg. Ins Räderwerk der Weltpolitik geraten, kehrt er aus der Verbannung als gebrochener Mann nach Naumburg zurück. Ein Jahrhundert später hofft sein Enkel, im Tagebuch
die Gründe für die Verbannung zu finden. Anna Stehr geht für ihn auf Spurensuche, doch ihre Reise ist heikel. Die angemietete Wohnung entpuppt sich als Autoschmugglertreff, die Vormieterin scheint verschwunden. Als sie Wladiwostok
verlässt, hat sie kein Tagebuch, aber eine Spur, die nach Naumburg führt. Was sie dort finden wird, ist spektakulär. Nancy Aris erzählt vom zaristischen Russland, vom
Ende der Sowjetunion und von der Gegenwart unter Putin. Der Roman zeigt, wie widersprüchlich ein Eintauchen in Vergangenes sein kann und wie beschränkt historische Erkenntnis ist.
"Warum erzähle ich Ihnen das, Anna?" Er schaute mich eindringlich und auffordernd an. Doch ich wollte nichts sagen, sondern einfach nur zuhören. Deshalb zuckte ich bloß mit den Schultern und machte ein fragendes Gesicht. "Weil Gori etwas hatte, worum es uns hier und heute geht. Wissen Sie, was ich zwischen dem ganzen Schriftkram, den er gehortet hatte, fand?" Ich schüttelte den Kopf.
"Tagebuchnotizen von meinem Großvater. Er hatte in der Verbannung Tagebuch geschrieben.
Es waren keine hastigen Notizen, handschriftlich mit dem Bleistift gekritzelt, sondern ausführliche Reflexionen, säuberlich mit der Schreibmaschine getippt. Darunter auch die Blätter, die ich bereits von Albers erhalten hatte und nicht einordnen konnte. Nun wusste ich, was es damit auf sich hatte. Diese Notizen hatten ein Deckblatt. Und nur wegen dieser einen Seite sitzen wir heute hier." Dann holte er dieses eine, dieses wichtige Blatt aus einer Mappe und legte es vor mir auf den Tisch. Ich schaute auf das Blatt und Bornecker beobachtete mich dabei ganz genau. Und auf einmal war mir klar, dass das die Prüfung war. Das, was ich nun sagen würde, entschied darüber, ob ich den Auftrag erhielt oder nicht.
Nancy Aris geb. 1970 in Berlin, Studium der Russistik, Polonistik und Neuesten Geschichte in Berlin, Moskau und Wroclaw. Promotion zur Geschichtsschreibung im Stalinismus und umfangreiche Archivrecherchen in Moskau. Seit 2003 ist sie stellvertretende Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen. Diverse Publikationen zur Diktaturgeschichte.