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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Bent Jensen

Löwen in der Antike: Archäologische Zeugnisse zur Existenz des Löwen im antiken Griechenland


2016. 132 S. 37 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2016
ISBN: 3-9593488-8-6 (3959348886)
Neue ISBN: 978-3-9593488-8-1 (9783959348881)

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In dem vorliegenden Werk geht es um die Frage, wann, wo und ob überhaupt Löwen im bronzezeitlichen bis hellenistischen Griechenland existiert haben. Außer Knochenfunden und den Erwähnungen von Löwen in antiken Schriftquellen betrachtet der Autor auch zeitgenössische Darstellungen von Löwen. Während die Großkatzen oft als heraldische oder Unheil abwendende Symbole dargestellt sind, sollen die Löwen hier in anderen, "realistischen" Zusammenhängen untersucht werden. Lässt die Art, wie Aussehen und Verhalten der Löwen dargestellt sind, darauf schließen, dass die antiken Künstler reale Erfahrungen mit Löwen gemacht haben? Und wenn ja, wo und wann? Eine mögliche Antwort auf diese Fragen versucht das vorliegende Buch zu liefern.
´Textprobe:
Kapitel 4.1, Antike Schriftquellen:
Seit dem 5. Jh. v. Chr. erwähnen antike Autoren zum ersten Mal die Gegenden, in denen sich ihres Wissens nach Löwen aufhielten. Da diese Angaben sich oft an spezifischen Landschaftsmerkmalen wie Flüssen oder Bergen orientieren, kann man eine ungefähre Vorstellung von der Verbreitung des Löwen in der Antike gewinnen. Im Anhang dieser Arbeit wurden auf einer Karte sämtliche geographische Anhaltspunkte der in diesem und dem nächsten Kapitel zitierten antiken Autoren miteinander verbunden, um eine potentielle Verbreitung des Löwen darzustellen (Karte I). Wie sich im Folgenden zeigen wird, kann nicht jedem Autoren blind vertraut werden. Trotzdem zeigt die Karte ein Gebiet, auf dass sich sämtliche Quellen beziehen, auch jene, die unabhängig voneinander geschrieben wurden.
Herodot, Vater der Geschichtsschreibung und Autor dieser Zeit (ca. 485-424 v. Chr.), berichtet als erster über Löwen in einem Gebiet, das jedem seiner Landsleute ein Begriff war und das heute noch nachzuvollziehen ist. Eine wohl schon in der Antike recht bekannte und in dieser Zeit häufig rezipierte Stelle beschreibt einen Überfall von Löwen auf eine Kolonne des Xerxes, dem achämenidischen Feldherrn, der um 480 v. Chr. seinen Feldzug gegen das griechische Mutterland führte.´Auf diesem Zug überfielen Löwen die Kamele, welche den Proviant trugen. Die Löwen verließen bei Nacht ihre Lager, kamen herab und fielen weder Mensch noch Vieh an; nur die Kamele waren ihre Beute. Ich wundere mich, was wohl die Löwen veranlasste, alles andere zu schonen und nur die Kamele anzupacken, da sie doch dieses Tier zuvor weder gesehen noch gekostet hatten.
Es gibt in der Gegend viele Löwen und wilde Ochsen, deren riesige Hörner auch nach Griechenland gelangen. Der durch Abdera strömende Nestos und der Acheloos, der durch Akarnanien fließt, bilden die Grenze für die Löwen. Östlich vom Nestos sieht man in ganz Vordereuropa niemals einen Löwen, auch nicht vom Acheloos aus westwärts auf dem übrigen Festland; sie leben nur in dem Gebiet zwischen den beiden Flüssen´.
Es wurde viel über diese Zeilen diskutiert, nicht zuletzt wegen der von Herodot selbst vorgenommenen Einschränkung, er wundere sich über das Verhalten der Löwen. Es wurde einerseits argumentiert, er hätte die gesamte Episode frei erfunden, weil er irgendwie erklären müsse, warum schließlich keine Kamele mit dem Zug des Xerxes in Griechenland erschienen. Andere Forscher weisen jedoch darauf hin, dass der Löwe in anderen Ländern ´gern Kamele bzw. Dromedare´ überfiel, wie von Diodor (3,43) für Arabien bekannt sei. Für diese Arbeit soll der Bericht des Herodot als zumindest insofern korrekt angesehen werden, als dass es Löwen im nördlichen Griechenland gegeben haben könnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um keine erfundene Episode handelt, ist recht hoch, wenn man bedenkt, dass der frühe Historiker zumindest grundlegend mit dem Verhalten der Großkatzen vertraut war. So würde ein Löwe zwar nur in äußerster Not eine von Menschen begleitete Kolonne angreifen, aber ganz sicher nicht den Menschen - auch wenn Herodot hier vielleicht bestimmte Vasenbilder vor Augen hatte, die das Gegenteil zeigten. Außerdem wird nicht erwähnt, wo sich die Kamele im Tross befanden. Möglicherweise bildeten sie hinter den schnelleren Pferden die Nachhut und konnten deswegen unbemerkt angegriffen werden.
Xenophon, der bekannte griechische Schriftsteller der zweiten Hälfte des 5. Jhs v. Chr., der mit Kyros gegen dessen Bruder Artaxerxes nach Kleinasien zog, weiß über Löwen folgendes zu berichten:´Löwen, Leoparden, Luchse, Panther, Bären und alle ähnlichen wilden Tiere werden in fremden Ländern gefangen, auf den Bergen Pangaeus und Cittus hinter Makedonien, auf dem mysischen Olymp und Pindus, auf dem Nysa jeneits von Syrien, und in anderen Gebirgszügen, die Lebensraum für solche Tiere bieten. Auf den Bergen wer