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Neuerscheinungen 2016

Stand: 2020-02-01
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Carolina Gries

Veränderungen für die moderne Familie und eine familienfreundliche Erwerbsarbeit


Grundlagen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
2016. 128 S. 10 Abb. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2016
ISBN: 3-9593490-1-7 (3959349017)
Neue ISBN: 978-3-9593490-1-7 (9783959349017)

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Mit den Veränderungen, die der demografische und der Wertewandel in den letzten Jahrzehnten gebracht haben - für Familie, Erwerbsarbeit, Lebensgestaltung und Zeitnutzung -, zeigt sich die Notwendigkeit einer familienfreundlichen Erwerbsarbeit. Diese gesamtgesellschaftlichen Veränderungen wirken auf die moderne Familie ein und fordern Herstellungs- und Koordinationsleistungen von ihr. Durch eine familienfreundliche Personalpolitik und durch die Mitwirkung von Arbeitgebern und Unternehmen können Familien bestmöglich unterstützt werden.
Dieses Buch stellt die auf die Familie einwirkenden Veränderungen dar und zieht daraus Schlüsse für die Bedürfnisse der Beschäftigten mit Familienaufgaben. Zudem werden betriebliche Maßnahmen einer familienfreundlichen Erwerbsarbeit aufgezeigt und ihr Vorkommen in Unternehmen geprüft.
Textprobe:
Kapitel 2.4. Veränderung der Zeitstrukturen:
Im Kontext familiärer Veränderungen wird nun Zeit als ein wesentlicher Einflussfaktor dargestellt. Einer Definition von Zeit und ihrer veränderten Nutzung schließen sich die Folgen dessen für Familien an. Mit Perspektive auf die Kinder wird eine ganzheitliche Sicht auf das Phänomen Zeit gegeben.
2.4.1. Allgemeine Veränderungen im Zeitbewusstsein und der Zeitverwendung der Menschen:
Zeit gilt als Orientierungsmuster für den Menschen, die sein lineares Leben in drei Räume begrenzt. In die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. So ist das Handeln des Menschen stets an die Zeit gebunden: Es werden Erfahrungen durch Handlungen in der Gegen-wart gemacht und damit findet die Zukunft ihre Vergegenwärtigung, woraufhin sie einen Augenblick später schon wieder vergangen ist. Die Einteilung und das Maß der Zeit hat für den Menschen und sein Leben eine Ordnungsfunktion. Zeit kann aber auch so stark normativ sein, dass ein sozialer Zwang durch sie übertragen wird. Eine Interaktion setzt ein Übereinstimmen in Zeit und Zeitbewusstsein der handelnden Individuen voraus. Für Norbert ELIAS ist sie ein kommunizierbares, soziales Orientierungssymbol im stetigen Geschehensfluss. Zeit ist die Maßeinheit der Handlungsdimension - und ihre Grenzen sind nicht etwa Flächen, sondern die Grenzen der Handlungsfähigkeit (vgl. BERNART 2010:361f.). Dieses Moment wird besonders in hochkomplexen Gesellschaften mit multioptionalen Entscheidungsspielräumen konkret, die das Individuum aufgrund zeitlicher Begrenzung nicht in ihrer Fülle wahrnehmen kann (vgl. ebd.).
Neben der Bedeutung der Zeit im Sinne NEWTONs als objektiv messbare Größe hat sich die Wahrnehmung der sozialen und individuellen Lebenszeit in der Moderne stark verändert. Das Zeitverständnis der modernen und postmodernen Gesellschaft ist geprägt durch ein lineares Zeitbewusstsein mit offener Zukunft (vgl. THIEL 2007). Hingegen ist die individuelle körperliche Lebenszeit zyklisch angelegt und genetisch verankert, erkennbar am Wachstum, Reife und Verfall. Die Erschaffung der linearen Zeitmessinstrumente und damit der Abkehr von natürlichen zyklischen Rhythmen ist eine der wichtigsten Grundlagen für die aufkommende Industrialisierung Ende des 18. Jahrhunderts. Mit der strikten Zeiteinteilung drang die Zeitdisziplinierung in das Bewusstsein der Menschen. Der vorgegebene Zeitrhythmus schafft die Einteilung in bezahlte Arbeitszeit und unentlohnte Freizeit oder Eigenzeit. In der Moderne ist der Alltag der Menschen weiter ausdifferenziert in Arbeitszeit, Pausenzeit und in der Freizeit in z.B. Hobbyzeit, Regenerationszeit, Sportzeit und auch Familienzeit (vgl. BERNART 2010).
Die Zeit der Moderne und Postmoderne gilt als kontinuierlich beschleunigt. Das heißt, Zeit als Maßeinheit verändert sich nicht, jedoch das subjektive Zeiterleben der Menschen und ihrer Nutzung. So gehören Schnelligkeit, Dynamik, Mobilität und Flexibilität als Leitwerte in den Alltag, dessen Ausprägungsformen rasche Wechsel von Moden sind (vgl. THIEL 2007:105). Stetige Veränderungen der Lebensbedingungen des Menschen sind Zeichen eines Lebenswandels in Bezug auf die Beschleunigung (vgl. VIRILIO 1997). Individuelle Ergebnisse verlieren ihre Beständigkeit. In der Postmoderne ist die Beschleunigung in alle Lebensbereiche vorgedrungen. Subjektive Äußerungsformen bei den Menschen sind Stress, Überforderung und das Gefühl, dass die Zeit nur so dahin rast (vgl. ROSA 2011:1045f.). Tatsächlich sind durch die Kommunikations- und Informationstechnik und generell durch den technischen Fortschritt höhere Geschwindigkeiten möglich: So verkürzen sich Fahrtzeiten über weite Distanzen, da Fahrzeuge mehr Leistung bringen können. Weiter sind schnellere Geschwindigkeiten etwa bei der Datenübertragung via Internet oder Telefon, Moden und Produktzyklen, charakteristisch für die Gegenwart. Zudem findet sich eine Tendenz der Verkürzung von Aufentha