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Rudnikow geht verträumt durchs Leben, er erlebt die Härte der Realität in der Zeit der ideologischen Unterdrückung. Und Kautsky, einer von uns aus heutigen Tagen, träumt genauso handlungsstark.

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Rudnikow ist ein Russe, er geht ziemlich verträumt durchs Leben, aber er erlebt die Härte der Realität in der Zeit der ideologischen Unterdrückung. In kleinen Episoden wird erzählt, wie er nach China reist und die Pekingoper erlebt, auf der Rückfahrt geschieht Ungeheuerliches - und nicht nur in den Gedanken des Helden. In St. Petersburg, das noch Leningrad heißt, fährt er über die Newa und verliert fast den Verstand, später verliert er seine Uhr und seine Zeit beinahe auch noch. Aber er überlebt, und er erkennt: Erst die Theorie entscheidet, was beobachtet werden kann.
Und Kautsky? Nein, das ist nicht der große Sozialdemokrat aus der Zeit vor den Weltkriegen - Kautsky ist einer von uns, er verliert seine politische Heimat, und die Last der Erinnerung bedrückt ihn schwer - er sieht sich leibhaftig mitten im Bombenhagel auf Dresden, über ihm die angloamerikanischen Kriegsflugzeuge. Er träumt viel, und er will auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof den toten Dichter Heiner Müller auferwecken ... und er träumt davon, sich mit einer Cessna in die Kuppel des Reichstags zu stürzen - mitten in eine Sitzung des Deutschen Bundestags ...

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Bergmann, Ulrich
Ulrich Bergmann, Bonner Schriftsteller, 1945 in Halle an der Saale geboren. Lehrer 1978-2010, zuletzt am St. Michael-Gymnasium Bad Münstereifel. 2014 Leitung eines Sommerkurses an der Ozean-Universität Qingdao, China (Kafka und die Moderne). Mitherausgeber der Bonner Literaturzeitschrift Dichtungsring. Meine Hand malt Worte. Gedichte aus China (chinesisch/deutsch) mit Illustrationen von Doris Distelmaier-Haas und einem Geleitwort von Wolfgang Kubin, Schiedlberg/Österreich 2015. Doppelhimmel, Roman, Bonn 2. Aufl. 2013.

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