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Dieter Wesp

Villa Kennedy: Wohnhaus - Forschungslabor - Luxushotel


Ein Stück Frankfurter Geschichte: von Reichtum und Raub, von Verdrängung und Neuanfang, von Privatisierung und neuem Luxus
6. Aufl. 2017. 240 S. 240 mm
Verlag/Jahr: EPUBLI 2017
ISBN: 3-7450-4112-7 (3745041127)
Neue ISBN: 978-3-7450-4112-5 (9783745041125)

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Ein jüdisches Wohnhaus wird "arisiert" und für kriegswichtige Forschung genutzt. Die Rolle der Wissenschaftler und der Stadverwaltung wird beschönigt und verdrängt. Bis heute fehlt die Aufarbeitung.
Unbewältigte Vergangenheit
Heute ist die Villa Kennedy ein Hotel der obersten Kategorie. Fünf-Sterne Superior, ein Rocco-Forte Hotel, mehr Exklusivität geht nicht.
Auch im Frankfurter Hotel befindet sich ein historisches Gebäude. Es wurde 1901 gebaut und war das Wohnhaus einer vermögenden jüdischen Bankiersfamilie. Im Nationalsozialismus brachte die Stadt Frankfurt das Gebäude und das dazugehörige große Grundstück in ihren Besitz und bezahlte nur einen Bruchteil des Wertes dafür.
Das Haus wurde Sitz des neugegründeten Kaiser-Wilhelm-Institutes für Biophysik. Wissenschaftler zogen in das Haus ein, ein Strahlenbunker wurde im Garten gebaut und kriegswichtige Forschung mit radioaktiver Strahlung und Strahlenwaffen betrie-ben. Nach dem 2. Weltkrieg wurden die emigrierten Erben, die Anspruch auf Rückerstattung hätten stellen können, mit einer Ent-schädigung von 150.000 DM abgefunden. Unter dem neuen Namen Max-Planck-Institut für Biophysik gingen unter dem alten Direktor die Strahlenforschungen weiter. Eine kritische Reflexion der Kriegsforschungen und der Rolle des Direktors unterblieb.
Mit dem Umzug des Instituts 2003 an den Riedberg zu den natur-wissenschaftlichen Institutionen der Universität verkaufte die Stadt das nach wie vor ihr gehörende Gelände an einen privaten Investor, der dort ein Hotel baute. Der Verkaufspreis betrug 18 Millio-nen DM. Das Geld floss in den Etat der Stadt. Bisher sind diese Vorgänge - die Villa Speyer ist nur eines von circa 170 Immobilien und Grundstücken, die in den Besitz der Stadt kamen - nicht vollständig wissenschaftlich aufgearbeitet worden. Auch die Rolle einzelner Akteure der Stadtverwaltung nach 1945 ist in diesem Zusammenhang bisher nicht untersucht worden.
Im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main befindet sich eine 14-seitige Aufstellung aller zwischen 1933 und 1945 in den Besitz der Stadt gelangten Grundstücke und Immobilien. Diese Liste die insgesamt 170 Objekte umfasst, ist hier erstmals publiziert worden.
Wesp, Dieter
Stadthistoriker und Stadtführer in Frankfurt am Main. Geboren 1953 in Erzhausen bei Darmstadt. Lehre als Chemielaborant bei den Farbwerken Hoechst, Zweiter Bildungsweg, Abitur auf dem Hessenkolleg Frankfurt am Main, Zivildienst, Studium der Erziehungswissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt, Abschluss Diplom. Berufliche Tätigkeiten an der Hessischen Erwachsenenbildungsstätte Falkenstein im Taunus, dem Weiterbildungszentrum der Gesellschaft für Gemein-nützige Datenverarbeitung in Frankfurt am Main. Von 1991 bis 2012 beim Vorstand der IG Metall in Frankfurt am Main. Leiter der Onlineredaktion.