Neuerscheinungen 2017Stand: 2020-02-01 |
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Isabel Exner
Schmutz
Ästhetik und Epistemologie eines Motivs in Literaturen und Kulturtheorien der Karibik
2017. 323 S. 1 s/w Grafik, 1 s/w Abb. 23.3 cm
Verlag/Jahr: FINK (WILHELM) 2017
ISBN: 3-7705-6111-2 (3770561112)
Neue ISBN: 978-3-7705-6111-7 (9783770561117)
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"Schmutz" ist "Materie am falschen Ort", eine Kategorie für das, was sich den Platzanweisungen kultureller Ordnungen widersetzt. Das Buch untersucht Ästhetiken des Schmutzigen als spannungsvolle Aushandlungen von kulturellen und politischen Machtkonstellationen.Als unumgängliche Nebenwirkung jeglicher Wertsetzung ist "Schmutz" nicht ein Gegenstand am Rand von menschlichen Kulturen, sondern ein Kulturprodukt par excellence. Vokabular und Imaginarien rund um Abfall und Dreck, Reinheit und Unreinheit fügen sich immer wieder zu mächtigen symbolischen Sinnstiftungsmodellen, die ästhetische wie soziale Formen und Normen organisieren und reglementieren, oder attackieren. Die karibischen Literaturen bilden einen beispielhaften Schauplatz für diese figurative Korrelation: Im Kontext von Kolonialismus, rassistischer Biopolitik und Modernisierung wurde das Motiv des Schmutzigen, des Abfalls und der Unreinheit vor allem als Stigmatisierungstrope zur Rechtfertigung symbolischer Gewalt verwendet. Am Ende des 20. Jahrhunderts steht der transkulturelle Kulturraum der Karibik hingegen wie kaum ein anderer für jenen epistemischen Umordnungsprozess, mit dem sich ästhetische wie kulturtheoretische Entwürfe in überwiegend positiver Weise auf Metaphoriken der "Unreinheit" zu beziehen beginnen. Der prominente Ort von "Schmutz" in hispano- und frankophonen karibischen Romanen wird im Buch vom Naturalismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis zu "schmutzigem Realismus", "Cyberpunk" und "Ökopoetiken" am Ende des 20. Jahrhunderts erkundet, und auf die von ihm angestoßenen Identifikationen hin befragt. Die literarischen Ästhetiken ermöglichen dabei in jedem Moment kritische Perspektiven auf die dominanten diskursiven Paradigmen ihrer Zeit. Jüngere Schmutz-Poetiken leiten so auch dazu an, die Präferenz von Unreinheitsmodellen als imaginative Basis von Kultur(-kritik) zu hinterfragen.