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Bettina Mihr
Kulturelles Gedächtnis zwischen Normalitätssehnsucht und Trauerdefizit
Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Studie zur deutschen Erinnerungskultur
2017. 417 S. 210 mm
Verlag/Jahr: PSYCHOSOZIAL-VERLAG 2017
ISBN: 3-8379-2623-0 (3837926230)
Neue ISBN: 978-3-8379-2623-1 (9783837926231)
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Die Autorin dekonstruiert die Annahme einer umfassend erfolgreich geleisteten deutschen Trauerarbeit. Sie verdeutlicht in Betrachtung verschiedener, kultureller Sinngebungsleistungen, dass diese als Ausdruck einer NS-Zeit bezogenen, von einer Sehnsucht nach Normalität getragenen Trauerabwehr zu verstehen sind.
Die Deutschen, so das allgemeine Credo, seien nun, nachdem sie hinsichtlich ihrer verbrecherischen Vergangenheit eine erfolgreiche Trauerarbeit geleistet hätten, ein "ganz normales Volk". Die vorliegende Studie zur deutschen Erinnerungskultur tritt dieser Überzeugung mit der These entgegen, das "kulturelle Gedächtnis" der Deutschen sei durch eine von einer Sehnsucht nach "Normalität" getragene Trauerabwehr geprägt.
Diesen von Normalitätssehnsucht und Trauerdefizit gekennzeichneten "deutschen Zustand" stellt die Autorin in Kontrast zu einem Konzept gelingender Trauerarbeit, welches die Erarbeitung der depressiven Position, die Auflösung innerfamiliär wirksamer Gefühlserbschaften oder sekundär-antisemitischer Einstellungen einfordert. Es umfasst die Bereiche Erziehung, Bildung, Ökonomie und politische Identitätsbildung und führt, ohne jegliche Relativierung, zur Anerkennung deutscher Schuld und des unabänderlich Unnormalen der deutschen "Normalität".
Bettina Mihr, Dr. phil., ist Dipl. Sozialpädagogin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind psychoanalytische Sozialpsychologie, politische Psychologie, psychoanalytisch-sozialpsychologische Untersuchung der Folgewirkungen des Nationalsozialismus und ihrer Bedeutung für die kulturelle, gesellschaftliche und politische Verfasstheit der Bundesrepublik Deutschland.