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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Caroline DeClair

Schein oder Sein


12 außergewöhnliche Erzählungen
2017. 172 S. m. 12 Abb. 19 cm
Verlag/Jahr: ACABUS 2017
ISBN: 3-86282-503-5 (3862825035)
Neue ISBN: 978-3-86282-503-5 (9783862825035)

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Schönheitswahn, Landflucht, Gier, Mobbing und Liebe - mal lakonisch, dann mystisch oder auch knallhart und schmerzhaft realistisch erzählt Caroline DeClair Geschichten aus unserem Alltag in einer hochtechnisierten und reizüberfluteten Welt.

Was ist Schein oder Sein?
Dieses neuzeitliche Dilemma hat Autorin Caroline DeClair zu 12 Erzählungen inspiriert, die ein fragmentarisches Spiegelbild unserer modernen Zeit darbieten. Ob von außen, tief hinein oder auch dahinter, der Blick fällt auf Licht- und Schattenseiten von Mensch und Gesellschaft, auf zeitlose Wahrheiten und neue Oberflächlichkeiten - eben auf Schein oder Sein.
Liebe heute

Ein Netz ist eine Art von Gewebe, das aus vielen verschiedenen Fäden besteht. Es gibt neuronale Netze, Telefonnetze, Verkehrsnetze, Kommunikationsnetze und natürlich das Netz der Netze - das Internet. Fakt ist, wir leben alle in einer total vernetzten Welt. Und so verwundert es nicht weiter, dass in all diesen Gebilden zahlreiche Fäden nicht nur parallel zueinander verlaufen, sondern sich hin und wieder auch kreuzen. Und das natürlich auch, wenn es um das große, emotionale Gefühl geht, das wir Liebe nennen.
Der Samstagmorgen ist für all jene, die nach einer Fünf-Tage-Woche an diesem Tag nicht arbeiten müssen und somit ein zweitägiges Wochenende vor sich haben, etwas Besonderes. Statt fremdbestimmtem Alltag können sie nun individuell entscheiden, wie sie den Tag zu verbringen wünschen. Und so schlafen die einen aus und haben ihre Freude am Nichtstun. Die anderen rennen los, kaufen die Lebensmittel für die Woche ein, putzen die Wohnung und räumen auf. Wieder andere widmen sich dem für sie vergnüglichen Bummel durch rappelvolle Shopping-Center mit zahlreichen, unterschiedlichen Läden oder durch prall gefüllte Einkaufsstraßen, in denen Menschenmassen laut und aufgeregt auf der Suche nach den neuesten Trends, den besten Schnäppchen oder den nächsten Fressbuden den konsumfreudigen Samstag zelebrieren. Und nochmals andere machen es sich zuhause gemütlich, widmen sich der persönlichen Wellness, in dem sie sich statt der typischen, eiligen Wochentags-Dusche genüsslich ein geradezu traditionelles Samstags-Vollbad genehmigen und sich mit Body Peelings, entspannenden Gesichtsmasken und Enthaarungscremes von gestressten Arbeitskräften in strahlende und ausgeruhte Wochenend-Schönheiten verwandeln. Und fast alle freuen sich ganz besonders auf den Abend, an dem sie die Nacht zum Tag machen können, weil sie am Tag danach, also dem Sonntag, nochmal die Freiheit haben, den Tag nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
Beobachten wir nun gemeinsam an einem dieser so voller Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchten prallen Samstage vier Frauen und ihre Erfahrungen mit der Liebe:

Als die 28-jährige Serafina am Morgen gegen elf Uhr aufwachte, räkelte und streckte sie sich genießerisch und in aller Ruhe. Was für ein Luxus, noch im Bett zu bleiben und sich - frisch verliebt - rosaroten Tagträumen hingeben zu können. "Das Leben ist schön", sagte sie laut, als sie eine halbe Stunde später beim Zähneputzen freudig ihrem Spiegelbild zulächelte. Am Abend würde sie eine Verabredung mit dem Traummann schlechthin haben. Was mehr konnte ein Samstag bieten?!
Währenddessen war ihre beste Freundin Lilli gerade leicht verkatert am Frühstücken und checkte zugleich die Nachrichten auf ihrem Smartphone. Immer noch trudelten bei den diversen sozialen Netzwerken Posts und PNs mit nachträglichen Glückwünschen und mehr oder minder intelligenten Sprüchen zu ihrem gestrigen 30. Geburtstag ein, den sie zunächst mit ihren Mädels, sprich ihren Freundinnen Serafina, Luise und Alma, ausgiebig in ihrer Lieblingskneipe gefeiert hatte. Später dann hatte sie in feuchtfröhlicher Stimmung über Tinder Frank kennengelernt, der ihr von seinem Profil her auf Anhieb wahnsinnig gut gefallen hatte und mit dem sie sich, nach einem herzlichen Abschied von ihren Mädels, nach einem kurzen Chat in einem anderen Lokal in der Gegend getroffen hatte. Und schließlich landete die reichlich beschwipste Lilli in Franks in der Nähe liegender Wohnung und in seinem Bett. Die Nacht endete gegen sechs Uhr mit Lillis Aufbruch, weil Frank ihr bedauernd mitteilte, in knapp zwei Stunden zum Volleyballtraining zu müssen. Die beiden hatten sich lange und zärtlich zum Abschied geküsst und gegenseitig versprochen, sich im Laufe des Tages via WhatsApp zu einem neuen Treffen zu verabreden. Und nun trudelten zwar jede Menge Nachrichten ein, allerdings auch wieder nur verspätete Geburtstagsgrüße in Form von animierten Bildchen und zig Smileys.