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Stand: 2020-02-01
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K suke Hino

Die Schattenseiten des Gesundheitsmanagements in Fukushima


Der Reaktorunfall am Kernkraftwerk Fukushima Daiichi
2017. 232 S. 20 cm
Verlag/Jahr: VNW - VERLAG NEUER WEG 2017
ISBN: 3-88021-449-2 (3880214492)
Neue ISBN: 978-3-88021-449-1 (9783880214491)

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Ein schweres Erdbeben verursachte am 11. März 2011 große Schäden am Kernkraftwerk Fukushima Daiichi. Es kam zu einem vollständigen Stromausfall. Die Kühlung der Reaktoren und Brennstäbe fiel dadurch aus. E eine unkontrollierte Kernschmelze war nicht mehr zu verhindern. Der anschließende Tsunami, der die Anlage überflutete, verschlimmerte die Situation noch. Der Super-GAU dauert bis heute an.
Über die gesundheitlichen Folgen und ihre systematische Vertuschung durch die japanische Regierung und Tepco gibt dieses Buch authentischen Einblick und mahnt den Kampf zur weltweiten Stilllegung aller Atomkraftwerke entschlossen weiterzuführen.
Nachwort zur deutschen Übersetzung

Am Nachmittag des 15. Februar 2016 betrat ich den Sitzungssaal eines Hotels - gleich am JR-Bahnhof (Japan Railways)von Fukushima. Seltsamerweise war es das gleiche Hotel wie vor ungefähr vier Jahren, bei meiner ersten Recherche.
Die Präfektur Fukushima betrieb jetzt nur noch eine Einrichtung für "Gesundheitsuntersuchungen", denn aus der bisherigen Bezeichnung "Gesundheitsmanagement" war mittlerweile das Wort "Management" verschwunden. Die Tische im vorderen Teil des Saales waren hufeisenförmig angeordnet, dahinter standen mehrere Reihen mit Bürotischen, an denen etwa 50 Männer in unauffälligen Anzügen saßen. Hinter denen wiederum waren circa 60 Stahlrohr-Bürostühle aneinandergereiht, auf denen - locker in Jeans und Fleece-Jacken gekleidete - Männer und Frauen Platz genommen hatten. Links und rechts saßen auf hohen, silberfarbenen Bockleitern Männer, mit Fernsehkameras ausgerüstet.
An den hufeisenförmigen Tischen hatten die Mitglieder des Komitees Platz genommen. Die Männer im Anzug waren von der Präfektur Fukushima, von der Medizinischen Hochschule der Präfektur Fukushima sowie staatliche Angestellte. Bei den hinter ihnen Sitzenden handelte es sich um Zeitungs-, Fernseh- und freie Journalisten sowie interessierte Bürger. Wie groß aber war ihr Abstand zu den Leuten vom Komitee! Wer nicht hoch oben auf den Leitern saß, konnte ihre Gesichter nicht richtig erkennen, und ohne Lautsprecher wären auch ihre Stimmen nicht zu hören gewesen. Eine solche Distanz hatte es vor vier Jahren nicht gegeben.
Vom Untersuchungskomitee ist mehr als die Hälfte der Mitglieder ausgewechselt worden; sowohl Shunichi Yamashita fehlt, der eigentliche Verantwortliche und Vorsitzende des Komitees, als auch Shinichi Suzuki, der die Untersuchung der Schilddrüsen bei Kindern geleitet hatte. Nicht, dass sie nichts mehr damit zu tun hätten, sie erscheinen nur nicht mehr in der Öffentlichkeit. Das aber heißt auch, dass sie nicht mal befragt werden können.
Als ich vor vier Jahren hier im Hotel war, hatte es bei den Schilddrüsenuntersuchungen noch keine Patienten mit Krebs gegeben. An diesem Tag nun aber verkündete der Bericht des Komitees, dass die Zahl der Krebspatienten auf 166 angestiegen sei. Danach wurde der "Zwischenbericht nach fünf Jahren" diskutiert. Darin wurde zwar zugegeben, dass die Zahl der Patienten im Vergleich zur landesweiten Statistik um ein Zigfaches angestiegen sei, doch faktisch wurde das wieder geleugnet durch die Aussage, ein kausaler Zusammenhang mit der Verstrahlung durch den Unfall sei "nur schwer vorstellbar". Als Begründung hierfür wurde genannt: dass a) die Strahlung im Vergleich zu Tschernobyl deutlich geringer sei; b) der Zeitraum bis zur Entdeckung der Erkrankung von zwischen einem bis zu vier Jahren nach dem Unfall kurz sei; und dass c) bei denen, die zur Zeit des Unfalls noch keine fünf Jahre alt waren, nichts entdeckt worden sei. Es war der gleiche abgesprochene Inhalt wie der auf dem "geheimen Treffen" im September 2012, über den ich bereits berichtet hatte. Wozu bedurfte es dann eigentlich noch der Untersuchung?
Doch angesichts dieses Anstiegs scheint es auch unter den Insidern zu gären. Einer von ihnen gestand mir: "Ich hätte anfangs nicht geglaubt, dass wir so viele (Krebspatienten) finden werden. Und wenn die Frage kommt, ob denn dann nicht überall in Japan mehr Fälle auftreten müssten, wenn es nichts mit der Verstrahlung zu tun hat, sind wir einfach ratlos. Ehrlich gesagt, mit Gewissheit kann niemand eine Antwort geben."
Am Ende des "Zwischenberichtes nach fünf Jahren" ist Folgendes zu lesen:
Sowohl das angegebene Ziel der Untersuchung, "der Präfektur-Bevölkerung die Angst hinsichtlich ihrer Gesundheit zu nehmen", als auch die unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Voraus gegebenen Informationen weckten den Verdacht, als habe das Urteil des Komitees bezüglich der Untersuchungsergebnisse schon vorher festgestanden. Als eine Lehre da