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Martin Hirsch, Sigrid Kundela, ÖGSHT
(Beteiligte)
Fliegen mit geflickten Flügeln
Geschichten über positive Erfahrungen nach einem Schädel-Hirn-Trauma
Herausgegeben von ÖGSHT; Illustration: Hirsch, Martin; Kundela, Sigrid
2017. 232 S. m. 30 Abb. 212 mm
Verlag/Jahr: VERLAGSHAUS HERNALS 2017
ISBN: 3-902975-51-2 (3902975512)
Neue ISBN: 978-3-902975-51-5 (9783902975515)
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Ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist ein schwerer Schlag für jeden Einzelnen.
Neben den Unfallopfern leiden auch deren Angehörige. Die Bewältigung dieser Situation ist ein Prozess, der unendlich lange andauern kann oder gar ein Leben lang dominiert.
In diesem Buch erzählen 70 betroffene Personen und deren Angehörige von ihren positiven Erfahrungen nach einem SHT.
Das Aufgreifen und Umsetzen dieser Ideen und Anregungen ist nicht nur gestattet, sondern erwünscht und empfehlenswert!
Was ist passiert?
Das Wort Leben ist der Ausdruck für das was wir sind. Es zu
beschreiben, ist sehr schwer. Haben Sie es schon probiert - das
Leben zu beschreiben? Das Schädel-Hirn-Trauma SHT ist ein
Angriff auf dieses individuelle Leben. Auf das eigene Leben -
und wie soll man damit umgehen? Das Trauma betrifft physisch
und dadurch auch psychisch das Leben des Opfers an sich. Der
Umgang mit dieser Lebensbedrohung ist sehr individuell. Es
gibt in der Folge ein altes und ein neues Leben nach dem Überleben.
Betroffene sind dabei sowohl die Verletzten, als auch die
Angehörigen, Freunde und Bekannten. Für alle gibt es die Notwendigkeit
der Anpassung des Verhaltens an das Leben danach.
Im Anschluss an ein SHT wird man als Betroffener zu einem
anderen, neuen Mitglied der Gesellschaft mit neuen Eigenschaften,
das sich einen neuen Platz sucht und das für die Umgebung
auch eine Neuplatzierung bedeutet. Im Kleineren sind zuerst
Therapeuten, Ärzte und das Gesundheitssystem gezwungen,
sich an dieses neue Element anzupassen.
Derzeit gibt es mit dem Schlagwort "personalisierte Medizin"
generell eine Öffnung in Richtung individuellen Umgang
mit dem Zustand, in dem man Hilfe braucht, nachdem eine Bedrohung
des eigenen Lebens passiert ist. Die Bedrohung und
Verletzung mag stärker oder weniger stark gewesen sein, aber
die eigenen Mittel um mit dieser Bedrohung umzugehen, machen
in Wirklichkeit die Stärke der persönlichen Betroffenheit
aus. Manche haben mehr, andere weniger Werkzeuge, um mit
einer Veränderung durch das SHT umzugehen.
Die einzelnen Zentren des Gehirns und die Verbindungen für
die Zusammenarbeit dieser Zentren sind genau organisiert und
im Laufe des Lebens gut aufeinander eingespielt. Kommt jetzt
dieses Zusammenspiel an vielen Stellen gleichzeitig durch z.B.
einen Schlag auf den Kopf durcheinander, entstehen mehr oder
weniger starke Funktionsveränderungen im Gehirn, die man
dann als verändertes Verhalten, Bewegen, Spüren, Empfinden,
Reden, Sehen, Hören oder Riechen bemerken kann.
In den folgenden einzelnen Beschreibungen der neuen Situation
nach dem SHT in diesem Buch ist jedes Mal auf eine sehr
persönliche Art festgehalten, wie sich das Leben in neuen Bahnen
organisiert, nachdem es durch das Trauma so eindrücklich
aus der Bahn geworfen worden war. Sensible und direkte Worte
überzeugen, wie mutig von allen Betroffenen, den Verletzten
und deren Angehörigen die Readaptation an die neue Situation
in Angriff genommen wurde. Dazu gehört die Bereitschaft zur
Trauer um den Verlust des gewohnten Lebens, die Bereitschaft
zum Loslassen von alten Gefühlen und die Bereitschaft zum Gewöhnen
an ein neues Leben mit alten Erinnerungen.
Das Reorientierungssyndrom ist der Umgang mit diesem Leben
danach. Es kann beim einen ganz normal in den drei Phasen
- Trauer, Loslassen und Gewöhnung - ablaufen, beim anderen
aber in der einen oder anderen Richtung erschwert und vor allem
durch Angst verlängert sein. Die Gefühle, die zum Leben
vor der Gehirnverletzung gehören, verfolgen einen noch lange
und sind, je nach der eigenen Lebenssituation vor dem Trauma,
mehr hinderlich oder auch förderlich, um sich im neuen Leben
zurechtzufinden. Einzelne Betroffene können auch mit dem
Trauma selber nicht umgehen und kehren in Gedanken immer
wieder zu der traumatisierenden und lebensbedrohenden Situation
als Angriff auf das eigene Leben zurück.
Bei manchen SHT Verletzten gibt es beim ersten Eindruck gar
keine, bei anderen schwerste motorische oder neuropsychologische
Beeinträchtigungen nach einem SHT. In der neurologischen
Rehabilitation kann motorisch, neuropsychologisch, im Alltag
und in der so wichtigen Reorientierung den Verletzten und Angehörigen
in jeder Phase geholfen werden, ein neues Leben zu
finden. Rehabilitation bleibt nie stehen und geht immer weiter.
In diesem Buch ist im Weiteren besonders eindrucksvoll zu lesen,
wie in jedem einzelnen Fall der persönliche