buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Peter Brenner, Technische Universität München (Beteiligte)

Korbinian Aigner


Ein bayerischer Pfarrer zwischen Kirche, Obstgarten und Konzentrationslager
Herausgegeben von Technische Universität München
2. Aufl. 2017. 197 S. m. 200 Abbildungen, Fotos und Zeichnungen. 28 cm
Verlag/Jahr: BAUER, THALHOFEN 2017
ISBN: 3-9555101-7-4 (3955510174)
Neue ISBN: 978-3-9555101-7-6 (9783955510176)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


Korbinian Aigner (1885-1966) war ein oberbayerischer Landpfarrer, ein herausragender Obstkundler und ein aufmerksamer Zeitgenosse, der seine regimekritischen Äußerungen mit Gefängnis- und KZ-Haft bezahlte.

Berühmt wurde er nach seinem Tod durch seine Obstbildersammlung: fast 900 postkartengroße Aquarelle mit Apfel- und Birnenbildern. Seit ihrer Ausstellung bei der dOCUMENTA(13) ist diese Sammlung weit über pomologische Fachkreise hinaus bekannt geworden. Er vermachte die Bilder der Technischen Universität München; heute gehören sie zu den wertvollsten Beständen des TUM.Archivs.

Peter J. Brenner, Direktor des TUM.Archivs, gibt hier erstmals eine zusammenfassende Würdigung von Leben, Werk und Wirkungsgeschichte Korbinian Aigners in den zeitgeschichtlichen Zusammenhängen.
Vorwort von Wolfgang A. Herrmann
Präsident der Technischen Universität München

Seit seine Bilder bei der dOCUMENTA (13) im Jahre 2012 ausgestellt wurden, ist Korbinian Aigner zur Berühmtheit geworden. Als er vor 50 Jahren, am 5. Oktober 1966, in seiner Pfarrgemeinde Hohenbercha bei Freising starb, war an Ruhm nicht zu denken. Korbinian Aigner war ein einfacher Landpfarrer, der fest in seiner bayerischen Heimat verwurzelt war. An den vielen Orten seiner Priesterlaufbahn, die ihn vom Studienort Freising bis zu seiner letzten Pfarrgemeinde in Hohenbercha führte, hat er bleibende Spuren hinterlassen als Seelsorger, vor allem aber als "Pomologe", als unermüdlicher Praktiker und Förderer des Obstbaus.

Seit seiner Jugendzeit in Hohenpolding (Landkreis Erding), wo er erstmals einen Obstbauverein gründete, hat ihn diese Leidenschaft nie mehr losgelassen. An jeder Station seiner Priesterlaufbahn hat er sich intensiv und stets erfolgreich der Förderung des Obstbaus gewidmet - nicht immer zur Freude seiner kirchlichen Vorgesetzten. Regelmäßig finden sich in seinen dienstlichen Beurteilungen die Hinweise, dass er sich mehr der Pomologie als der Theologie widme. Aus der Sicht seiner Vorgesetzten war das sicher nicht ganz falsch, aber für Korbinian Aigner schloss das eine das andere nicht aus. Für ihn spiegelte sich im Obstbau der Plan der göttlichen Schöpfung und er scheute keine Mühen, diese Sicht der Welt in seinen Pfarrgemeinden und besonders unter seinen Schülern zu verbreiten.

Als Pomologe genoss er in den Jahrzehnten seines Wirkens höchste Anerkennung. Er war berühmt als profunder Kenner jeder Apfel- und Birnensorte, die in Deutschland greifbar war in einer Zeit, in der sich das Obstsortiment noch nicht auf ein Dutzend Sorten reduziert hatte, sondern Hunderte und Aberhunderte lokaler Sorten mit besonderen Eigenschaften zu finden waren. Korbinian Aigner war auch ein großer Organisator: Er gründete Obstvereine, leitete Bezirksverbände und war unmittelbar nach dem Krieg, von 1945 bis 1950, auch Vorsitzender des Bayerischen Landesverbandes für Obst- und Gartenbau.

Als Pomologe ist Korbinian Aigner in Bayern eine Größe, die bis heute in Fachkreisen anerkannt wird. Was aber bei seinem Tod kaum jemand wusste, ist Jahrzehnte später immer mehr in den Blickpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten: Korbinian Aigner war ein begnadeter Naturmaler. Bei seinem Tod hinterließ er der Technischen Hochschule München eine unschätzbare Sammlung, von deren Existenz zuvor kaum jemand etwas gewusst hatte. Über Jahrzehnte hinweg, wahrscheinlich schon seit seiner Schulzeit in München, bis zu seinem Tod hat er naturgetreue Bilder von allen ihm zugänglichen Apfel- und Birnensorten gemalt.
Diese Bilder gehören heute zu den wichtigsten und wertvollsten Beständen im TUM.Archiv. Überliefert sind uns 601 Apfel- und 275 Birnenbilder; ursprünglich waren es wohl sehr viel mehr. Dass Korbinian Aigner seine Bilder bewusst der akademischen Nachwelt anvertraute, hat seinen Grund. Es ging ihm nämlich darum, das in diesen Bildern gespeicherte pomologische Wissen zu erhalten und weiterzugeben. Als er 1966 starb, war abzusehen, dass der Obstbau in Deutschland und Europa eine neue Entwicklung nehmen würde. Die enorme Sortenvielfalt, die er in seinen Bildern dokumentiert hatte, wurde seit den 1950er Jahren radikal auf wenige marktgängige Sorten reduziert. Für die "kleinen", unwirtschaftlichen Sorten interessierten sich gerade noch die privaten Obstbauer.

Korbinian Aigner verband mit seinen Bildern eine klare Absicht: Sie dienten der Unterrichtung. Er verwendete sie offensichtlich schon um 1910, in seiner Zeit als Obstvereinsvorsitzender in Hohenpolding, um die Bauern über die Möglichkeiten und Eigenheiten der verschiedenen Obstsorten zu unterweisen. In diesem Sinne wurden die Bilder auch nach Korbinian Aigners Tod weiter verwendet. Ein großes Standardwerk des Obstbaus, Willi Vottelers "Verzeichnis der Apfel- und Bi