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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Marco Gerster

Gewalt ohne Grund


Über die narrative Bewältigung von Amokläufen
1. Auflage 2016. 2017. 300 S. 22.2 cm
Verlag/Jahr: VELBRÜCK 2017
ISBN: 3-9583209-7-X (395832097X)
Neue ISBN: 978-3-9583209-7-0 (9783958320970)

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Amokläufe sind Beispiele für vermeintlich "grundlose" Gewaltereignisse, die einen
ernsten gesellschaftlichen Erklärungsnotstand hervorrufen. Die Beliebigkeit
von Tätern und Opfern, das Fehlen von verständlichen Motiven sowie die Ausführung
der Taten als rational geplante Exzesse werden in modernen Wissensund
Risikogesellschaften, in denen nichts ohne letzte Ursache bleiben darf, zur Anomalie.
Das vorliegende Buch beschäftigt sich aus kultursoziologischer Perspektive mit
der gesellschaftlichen Bewältigung von Amokläufen. Es thematisiert die sozialen
Mechanismen und narrativen Muster, die aus der "grundlosen" Gewalt Sinn und Bedeutung schöpfen. Die Studie folgt daher einem konstruktivistischen Paradigma.
Ihr Ziel ist es nicht, einen Erklärungsversuch zu unternehmen, sondern die Debatte um Amokläufe selbst deutend zu verstehen, um aus den Ergebnissen Erkenntnisse in Bezug auf das Selbstverständnis der Gesellschaft zu gewinnen. Inhaltlich gliedert sich die Arbeit in drei Abschnitte. Aus einer historischen Perspektive wird der Ursprung des archaischen Amoklaufs im südostasiatischen Raum beleuchtet und mit den ersten modernen, als "Amokläufe" beschriebenen Ereignissen in Deutschland und Amerika
verglichen. Den theoretischen Zugang bildet die Auseinandersetzung mit Phänomenen des Außerordentlichen: Ereignis und Erzählung, Gewalt und Überschreitung, Risiko
und Solidarität. Von besonderer Bedeutung sind die Erkenntnis, dass es bislang wenig systematische Auseinandersetzungen mit dem Problem der Grund- und Sinnlosigkeit in der (Gewalt-)Soziologie gibt sowie Vorschläge, diesem Desiderat kultursoziologisch beizukommen. In der empirischen Analyse wird die printmediale Berichterstattung über die deutschen Amokläufe von Erfurt (2002) und Winnenden (2009) mit den Methoden
der qualitativen Inhalts- und Narrationsanalyse untersucht. In den Debatten um rsachen und Motive, Schuld und Verantwortung sowie Sicherheit und Prävention zeigt sich, wie gerade das vermeintlich "Sinnlose" zur Sinnstiftung zwingt und das bedrohliche "Nichts" eine Überfülle an Bedeutung produziert.
Autorenportrait: Marco Gerster studierte Soziologie und Politikwissenschaften an der Universität Konstanz, war dort am Lehrstuhl für Makrosoziologie von 2010 bis 2015 Wissenschaftlicher Mitarbeiter und assoziiertes Mitglied am Graduiertenkolleg ¯Das Reale in der Kultur der Moderne®. 2016 wurde er mit der vorliegenden Arbeit promoviert.