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Peter Braukmann
Endstation Meißen
Tod einer Arschkrampe
2017. 220 S. 12 x 19 cm
Verlag/Jahr: NOVA MD 2017
ISBN: 3-9611113-6-7 (3961111367)
Neue ISBN: 978-3-9611113-6-7 (9783961111367)
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Jan Wellenbrinck ist tot. Erschossen in seinem Wohnmobil am Ufer der Elbe in Meißen. Alles deutet auf einen Selbstmord hin. Privatdetektiv Steffen Schröder ist ein ziemlich schräger Vogel. Geldsorgen hat er nicht. Aber Langeweile. Als ihm ein gewissen Jan Wellenbrinck einen Haufen Geld anbietet, damit er dessen Freunde ausspioniert, nimmt er den Auftrag an. Der Krimi erzählt in der Rückblende die Geschehnisse von dem Augenblick an, in dem Schröder den Auftrag von Wellenbrinck annimmt. Die Ermittlungen sind kurios. Je mehr Schröder erfährt, desto unsymphatischer wird ihm sein Auftraggeber. Als dieser dann noch in Polen entführt wird und die russische Mafia auf den Plan kommt, brennt die Luft. Schnell und spannend erzählt, mit einer guten Prise Humor.
Mein Name ist Steffen Schröder. Ich bin sechsundvierzig Jahre alt.
Mein Geld verdiene ich als Privatdetektiv. Die Geschichte, die ich erzählen möchte, beginnt an einem Tag im September in Meißen. Die Sonne strahlte freundlich auf Meißen nieder. Das Wetter konnte nicht besser sein an diesem Weinfest-Wochenende.
Für alle, die noch nie im Leben in Meißen gewesen waren, sei gesagt, dass Meißen eine herrliche Altstadt hatte, wunderbar sanierte Gebäude aus dem Mittelalter, eine herrschaftliche Burg, die davon zeugte, dass Meißen im 15. Jahrhundert der politische und religiöse Mittelpunkt von Sachsen gewesen war. Nach der Wende befand sich die Stadt in einem erbärmlichen baulichen Zustand. Doch Gott sei Dank gab es im realen Sozialismus nie Geld genug, um die alten Gebäude zu verunstalten. Und so erstrahlte die Altstadt heute, nach fünfundzwanzig Jahren gekonnter Sanierungsarbeiten, in einem feinen Gewand. Über die alten, gepflasterten Gassen und die vielen kleinen Pfade konnten die Touristen durch die Stadt wandern und dabei jede Menge heimliche, romantische Flecken finden. Nur wusste kaum ein Tourist davon. Die Verwaltung der Stadt hatte sich einfallen lassen, neben einem dezentral errichteten Busparkplatz einen Lift zu bauen, der die Touristen auf die Burg schaffte, ohne dass sie die Stadt erwandern mussten. Schön, der Lift war eine komplette Fehlkonstruktion und blieb schon mal gerne auf halbem Wege stecken. Das hielt aber die Busunternehmen keineswegs davon ab, ihn immer wieder anzusteuern. Ein weiterer Schachzug extrem nachhaltiger Stadtplanung war die Errichtung eines Einkaufszentrums im Herzen der Stadt, den so genannten "Neumarktarkaden", die jede Menge Kaufkraft aus der Altstadt abzogen. Das hatte zur Folge, dass es viel Ladenleerstand zu bestaunen gab. So mancher Tourist, der sich trotz Lift durch die Stadt auf den Weg zur Burg machte, schüttelte verwundert den Kopf. Dennoch waren alle Verantwortlichen in Verwaltung und Stadtrat ausgesprochen stolz auf ihre planerischen Leistungen. Irgendwie war Meißen eine hinreißende, mittelalterliche Stadt, die als Verkleidung für einen Kleingartenverein inklusive Karnickelzuchtabteilung herhalten musste. Die Einheimischen störte das keine Bohne. Ihr Blick auf sich selber und die Stadt war seltsam getrübt. Das galt auch für Höhepunkte der Geselligkeit, wie es zum Beispiel das Weinfest war. Zu diesem Anlass wurde die Stadt überflutet von strammen Zechern und Feierlustigen, die sich von Freitagabend bis Sonntagnachmittag durch die Gassen quetschten, den Marktplatz und die vielen anderen kleinen Plätze zum Kochen brachten. Musik an allen Ecken und Enden, Pizzabäcker, Bratwurststände, Crépes, Weinstände und jede Menge Bierbuden. Ja, auch beim Weinfest gab es Absurdes in diesem schönen Städtchen. Ein Großteil der Zecher füllte sich mit billigem Wein ab, gekauft im Supermarkt um die Ecke. Echter Meißner Wein ist richtig teuer. Eines muss man wissen: Wein wird hier seit über 800 Jahren angebaut. Meißner Wein war neben dem Porzellan der Stolz der Einheimischen. Unantastbar. Fast eine Religion. Man musste an ihn glauben. Zugegeben, es gab in Meißen innovative Winzer, die einen wirklich leckeren Tropfen kelterten. Es gab aber auch eine Menge Weine aus Meißen, die mit einem guten, preiswerten Wein von Aldi oder Lidl nicht mithalten konnten. Wie auch immer, ob guter oder mittelguter Wein, auf dem Weinfest waren alle gleich. Denn die Besucher hatten nur eines im Sinn: Saufen bis zur Besinnungslosigkeit. Ob es nun Wein war, oder Bier, oder gar Wodka, den es an einem Russenstand zu kaufen gab, der sich immer großer Beliebtheit erfreute.
Ich war mit meinem Auftraggeber, einem Herrn Wellenbrinck, seiner Frau und seinen besten Freunden auf dem Weinfest unterwegs. Wir hatten in einem griechischen Restaurant mit dem schönen Namen ´Goldener Ring´ zu Abend gegessen und nun ließen wir uns mit den Menschenmassen durch die Altstadt treiben, hoch und runter.