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Stand: 2020-02-01
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Daniel R. Kupfer

Formenanalyse des absoluten Geistes. Kunst, Religion und Philosophie bei G.W.F. Hegel


2017. 60 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2017
ISBN: 3-9614650-9-6 (3961465096)
Neue ISBN: 978-3-9614650-9-5 (9783961465095)

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Diese Arbeit handelt von den drei Formen des absoluten Geistes bei G.W.F. Hegel, welche auf die Frage nach dem Selbstbewusstsein des Menschen und der Macht bzw. Ohnmacht der philosophischen Reflexion hin untersucht werden. Die drei Formen des absoluten Geistes sind die Kunst, die Religion und die Philosophie, wobei erst die dritte Form, als Synthese und Vollendung der beiden vorherigen, den Anspruch einlösen kann, den Menschen in ein gewusstes Verhältnis zum Absoluten zu stellen. Erst in der Philosophie, erst im systematischen und selbstbewussten Denken, wird vollkommen transparent und gleichsam denkend erschlossen, was die Kunst in Stückwerken dazustellen versucht und was die Religion als Vorstellung und Gefühl eigentlich vermitteln will. Der absolute Geist kommt in der Philosophie zu sich selber zurück und wird im voll entwickelten Selbstbewusstsein frei.
Textprobe:
Kapitel 1.2. Die Frage nach dem Absoluten in der Kunst:
Für unsere Frage nach dem was der absolute Geist sei, ist die Frage nach dem was das Absolute in der Kunst sei wichtig, weil diese Überlegungen dabei helfen werden, die Stärken und den Mangel jener ersten Form des absoluten Geistes in Relation zu der voll entwickelten Form des absoluten Geistes zu begreifen. Das Verhältnis von Kunst, Religion und Philosophie soll bestimmt werden, weil darin der Schlüssel zur Beantwortung der Hauptfrage vermutet wird.
Wenn nun aber erst die Philosophie die synthetische (oder umfassende und diese übersteigende) Einheit der beiden vorangegangenen Formen des absoluten Geistes realisiert, wie Hegel es in
572 ausspricht, dann darf trotzdem in Bezug auf die Frage nach dem was der absolute Geist sei, nicht direkt und unmittelbar zu dieser fortgegangen werden. Die Stufen oder Formen des Geistes sollen dem Ansatz dieser Arbeit nach als verschiedene Versuche des Geistes betrachtet werden, zu seiner Bestform zu gelangen, die ein vollentwickeltes Selbstbewusstsein ist. Der Geist ist dabei in der Bildung und im Selbstwissen des einzelnen Menschen präsent, insofern dieser seine Kultur, Geschichte und die Frage nach dem Wesen des Menschen reflektiert hat. Die Kunst spielt dabei die Rolle eines Verortungsversuches des Menschen in der Welt, oder widerspiegelt sein Verhältnis zu Gott. Logisch umformuliert: Das Verhältnis des Einzelnen zum Allgemeinen. Versuch bleibt diese Tätigkeit, weil sie die ihrem Ziel voll entsprechende und angemessene Form nicht findet.
Hegel spricht im
558 davon, dass die Gestaltungen in der Kunst am höchsten und wahrhaftesten sind, wenn sie auf den Menschen (oder die Idee vom Menschen) abzielen, wobei er vorher betont, dass es auf den Ausdruck des geistigen Gehaltes der Naturformen ankäme. Hier wird klar, dass es Hegel in der Kunst als einer Form des absoluten Geistes nicht auf die bloße Nachahmung der Natur ankommt, sondern auf eine Darstellung wesentlicher und ausgesuchter Formen und Ideen, die den Menschen als geistiges Wesen zum Gegenstand haben. Überhaupt ist so das Schöne bei Hegel wesentlich eine Sache das Geistes und nicht das einer ursprünglichen Natur, die es nun nur noch besonders kunstvoll und kunstfertig abzubilden gälte. Das Kunstschöne steht bei Hegel um so viel höher als das Naturschöne, als eben der Geist höher steht als die Natur. Es gibt hier freilich keinen platten Dualismus zwischen "Naturschönem" und "Geistschönem", aber es gilt wohl, was bei Hegel ganz allgemein gilt: Dass nämlich der Geist sich durch die Natur hindurch verwirklicht, und zwar so, dass im Menschen die Natur zum Geist und Selbstbewusstsein kommt. Hegel selber scheint an diesen Stellen gar nicht zu bemerken, oder es zumindest nicht in den Fokus seiner Reflexion zu nehmen, dass doch auch das "Naturschöne", nur dasjenige Schöne ist und sein kann, was der Mensch an Schönheit in die Naturformen hineindenkt. Kurz: Die Redeweise vom "Naturschönen" setzt bereits, wenn sie einen Sinn haben soll, eine Ästhetik und normative Bewertung des Menschen voraus und kann nicht einfach "gegeben" sein.
Aber zurück zur Kunst als einer noch näher zu bestimmenden mangelhaft realisierten Form des absoluten Geistes: Ein wichtiger Punkt für die Überlegungen zur Bruchstückhaftigkeit und Einzelheit der Werke der Kunst ist in
559 enthalten. Da wird von Hegel konstatiert, dass der absolute Geist in seiner Einzelheit des Gestaltens nicht explizit werden kann. Daraus kann man aber zumindest ableiten, dass er (der absolute Geist) diesen Gestalten dennoch irgendwie implizit ist. Was aber soll die Rede von "implizitem absoluten Geist" bedeuten? Eine Antwortmöglichkeit wäre wohl, dass man dem Versuch der Schöpfung oder Schaffung des Kunstwerkes und der Realisierung selbst eine Art von besonderem Ziel oder eine besondere Motivation zuschreibt. Inhalt dieser Motivation wäre, das Absolute, oder das Verhältnis des Menschen zum A