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Stand: 2020-02-01
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Alexander Atanassow, Eckhart J. Gillen, Kurt Magritz (Beteiligte)

Ein Doppelleben zwischen Pflicht und Neigung.


Der Architekt, Künstler und Kulturpolitiker Kurt Magritz. 1909 bis 1992
Herausgegeben von Atanassow, Alexander; Mitarbeit: Magritz, Kurt
2017. 180 S. farbige und einfarbige Abbildungen ausgewählter Werke des Künstlers. 24 x 27 cm
Verlag/Jahr: KUNSTBLATT 2017
ISBN: 3-9815797-5-5 (3981579755)
Neue ISBN: 978-3-9815797-5-8 (9783981579758)

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Kurt Magritz (1909 - 1992), der Künstler, der in Dresden, Leipzig und Berlin gelebt hatte, stand lange Zeit im Schatten seiner kulturpolitischen Tätigkeit als Chefredakteur der Illustrierten Rundschau von 1950 bis 1954, bei der er mit Texten und Vorträgen die von der Sowjetunion angeordnete Kampagne gegen den Formalismus maßgeblich unterstützt hatte. Obwohl sich diese viele Künstler und Kunsthistoriker verletzenden Äußerungen auf knapp fünf Jahre seines Lebens beschränkten, galt er bis zum Ende der DDR und darüber hinaus neben Alfred Kurella als der am meisten verhasste Kulturfunktionär.

Kaum jemand wusste damals in der DDR und weiß auch heute noch nicht, dass sich hinter der Fassade des linientreuen Parteigängers der Sowjetunion ein höchst sensibler Dichter und vor allem ein Maler und Zeichner verbarg, der zwischen 1927 und 1979 ein Werk von annähernd 450 Gemälden, Pastellen, Aquarellen, Feder- und Tuschzeichnungen, Holz- und Linolschnitten hinterlassen hat. Seine Werke befinden sich in so bedeutenden Museen wie dem Deutschen Historischen Museum in Berlin, dem Museum der bildenden Künste Leipzig, dem Militärhistorischen Museum Dresden, dem Museum Junge Kunst Frankfurt (Oder), der Universität in Tallin und der Eremitage St. Petersburg.

Nach einer ersten monografischen Ausstellung 1946 in der Wandelhalle des Leipziger Rathauses erhielt Magritz erst 1967 wieder eine Ausstellung in einem öffentlichen Museum, im Albertinum Dresden. Der Verband Bildender Künstler weigerte sich bis 1978, ihn als Mitglied aufzunehmen und ihn als Kollegen zu akzeptieren. Mit dieser Publikation soll der ´Formalist´ Kurt Magritz, der vor und nach seinem Kampf gegen den sogenannten Formalismus zwischen 1951 und 1955 in Leipzig und Ost-Berlin seine künstlerische Arbeit sehr produktiv betrieben hatte, neu entdeckt werden. Sein Leben und Wirken in zwei Diktaturen war immer auch ein Doppelleben zwischen Pflicht und Neigung, künstlerischer Überzeugung und politischer Anpassung.

Dennoch gibt es zwei Konstanten, die sein Leben und Werk auszeichnen: Die Geradlinigkeit, mit der er bis zu seinem Lebensende politisch zu seinen Überzeugungen als Kommunist und künstlerisch zu den Formen der Moderne stand. Magritz sah, wie viele seiner Generation, in der "gestrengen Erzieherin" (Uwe Johnson) DDR eine Diktatur gegen die Leute, die sein Leben beschädigt hatten. So bleibt letztendlich die Identität der Person trotz taktischer Wandlungen und der Ungleichzeitigkeit von künstlerischer Arbeit und Bautätigkeit für die Firma Bruno Kost sowie kunstpolitischer Praxis auch für Kurt Magritz bestehen.

Eckhart J. Gillen (aus dem Text der Monografie).
Gillen, Eckhart J.
Dr. Eckhart J. Gillen studierte von 1966 bis 1972 Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Ab Mitte der 1970er-Jahre begann er mit der aktiven Beschäftigung mit der Kunst. Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Bildende Kunst des 20. Jahrhunderts. Zu diesen Themen realisierte er zahlreiche Publikationen, Vorträge, Lehrveranstaltungen sowie komplexe Ausstellungsprojekte wie beispielsweise Zwischen Revolutionskunst und Sozialistischem Realismus. Kunstdebatten in der Sowjetunion von 1917 bis 1934 (1979, mit Hubertus Gaßner), Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Köln, 1996), Deutschlandbilder - Kunst aus einem geteilten Land (1997/1998 im Berliner Martin-Gropius-Bau), Wahnzimmer Deutschland (mit Eugen Blume, Leipzig 2002) und Das Kunstkombinat DDR. Zäsuren einer gescheiterten Kunstpolitik (Köln, 2005), Kunst und Kalter Krieg. Deutsche Positionen 1945-1989 (Los Angeles County Museum of Art, Germanisches Nationalmuseum Nürnbe
rg und Deutsches Historisches Museum Berlin, 2009), R.B. Kitaj. Obsessionen (Jüdisches Museum Berlin, 2013), Facing the Future. Art in Europe 1945-1968 (mit Peter Weibel, BOZAR Brüssel, ZKM Karlsruhe und Staatliches Museum für Bildende Künste A. S. Puschkin Moskau, 2016/2017). Im Jahr 2002 wurde Eckhart Gillen an der Universität Heidelberg mit der Arbeit Schwierigkeiten beim Suchen der Wahrheit mit dem Untertitel Bernhard Heisig im Konflikt zwischen "verordnetem Antifaschismus" und der Auseinandersetzung mit seinem Kriegstrauma. Eine Studie zur Problematik der antifaschistischen und sozialistischen Kunst der SBZ, DDR 1945-1989 zum Dr. phil. promoviert. Eckhart Gillen ist Mitglied der Internationalen Assoziation der Kunstkritiker (AICA) sowie des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker und ist in vielen künstlerischen Beiräten aktiv. Er lebt als Kunsthistoriker und Kurator in Berlin.