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Neuerscheinungen 2017

Stand: 2020-02-01
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Peter Aichinger-Rosenberger, Andreas Zajic (Beteiligte)

Schloss Pöggstall


Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof
Neuausg. 2017. 316 S. zahlr. Abb.: vierfarbig. 26 cm
Verlag/Jahr: BIBLIOTHEK DER PROVINZ 2017
ISBN: 3-9902871-0-9 (3990287109)
Neue ISBN: 978-3-9902871-0-1 (9783990287101)

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Die Schönheit der Landschaft fällt im Südlichen Waldviertel sofort ins Auge. Es braucht keine Superlative, um sie zu beschreiben, vielmehr bezaubert sie durch ihre Unversehrtheit abseits von schnurgeraden Schnellstraßen, Wäldern von Windkraftanlagen und ausufernden Gewerbezonen. Die intakte und unaufdringliche Gestalt des Südlichen Waldviertels liegt ein wenig im Schatten des Donautals, wo mit der berühmten Wallfahrtsbasilika Maria Taferl und dem anmutigen Schloss Artstetten, der letzten Ruhestätte von Thronfolger Franz Ferdinand und seiner Gemahlin Sophie, die Tourismusattraktionen der Region zu finden sind. Das Gebiet um Ostrong, Jauerling und Weinsberger Wald aber gilt es erst zu entdecken.

Fährt man etwa von der Donau kommend durch das Weiten- oder das Yspertal gegen Norden oder von Zwettl kommend durch das Hölltal nach Süden, so kann man zahlreiche Kleinodien aufspüren, wie beispielsweise das Schloss in Pöggstall, dem Hauptort des Südlichen Waldviertels. Erfolgreich hat sich die Marktgemeinde Pöggstall um die Ausrichtung der Niederösterreichischen Landesausstellung im Jahr 2017 beworben und mit dem Schloss einen in seiner kulturellen Bedeutung optimalen Austragungsort zur Verfügung gestellt. Freilich, im Vorfeld der Landesausstellung gab es am Bauwerk einiges zu sanieren.

Die umfangreichen Bestandsaufnahmen und wissenschaftlichen Forschungen, die vor und parallel zur umfassenden Restaurierung der Schlossanlage notwendig waren, schufen die Basis für die nun vorliegende, anschauliche Publikation. Sie stellt die Fortführung der im letzten Jahr neu begründeten Buchreihe "Menschen und Denkmale" dar, die sich aus Anlass der Niederösterreichischen Landesausstellung im Jahr 2015 mit "Andreas Töpper. Der Schwarze Graf und seine Bauwerke" beschäftigte. Diesmal gilt es, die Geschichte des Schlosses in Pöggstall und das Schicksal seiner Erbauer und seiner Eigentümer zu erhellen.

Die Restaurierung eines - wie in diesem Fall denkmalgeschützten - historischen Gebäudes ist ein komplexer Prozess, der einer langen Vorlaufphase für die Planung und die bauhistorische Untersuchung bedarf. Nur wenn so viel wie möglich von der Bau- und Nutzungsgeschichte eines Bauwerkes bekannt ist, kann es nach authentischem Vorbild saniert und restauriert werden. Dazu werden Untersuchungen am Gebäude selbst vorgenommen, wobei immer wieder auch überbaute ältere Architekturen oder übermalte Wanddekorationen entdeckt werden. Eine historische Recherche kann das Bild schärfen, wie das Schloss in vergangenen Zeiten ausgesehen hat und wie es durch die jeweiligen Eigentümer genutzt wurde.

Wie der Titel - "Schloss Pöggstall - Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof" - verrät, handelt es sich bei dieser stattlichen Anlage nicht um irgendein abgelegenes Schloss "am Land", sondern um einen bedeutenden Adelssitz, dessen Bewohner teils direkte Beziehungen zum Kaiserhaus gepflegt haben. Der große, die Anlage bis heute prägende Ausbau zum Renaissanceschloss fand Ende des 15. Jahrhunderts unter Kaspar von Rogendorf statt, der Rat und Kämmerer von Kaiser Friedrich III. war. Schließlich wurden im 19. Jahrhundert die Habsburger und damit das Kaiserhaus selbst Eigentümer des Schlosses sowie der zugehörigen Ländereien und Wälder. 1919 ging das Schloss am Ende der Donaumonarchie an die Republik Österreich, im Jahr 1986 wurde es schließlich von der Gemeinde Pöggstall übernommen.

Das Schloss beherbergt im Bergfried eine "Folterkammer" mit historischen Gerätschaften, die an finstere Zeiten der Rechtsprechung und vor allem -vollstreckung gemahnen. Tatsächlich befand sich in Pöggstall seit dem Spätmittelalter ein Landgericht. Doch lassen genauere Betrachtungen erhebliche Zweifel an der Authentizität dieser "mittelalterlichen Folterwerkstätte" aufkommen, die in der heutigen Aufstellung wohl eher ein Produkt des 19. Jahrhunderts sein dürfte. Der kulturhistorische Wert bleibt unbestritten, doch erübrigt sich ein
Aichinger-Rosenberger, Peter
Kunsthistoriker, Bausachverständiger am Niederösterreichischen Gebietsbauamt Krems

Zajic, Andreas
geboren 1975, studierte Geschichte und eine Fächerkombination aus Klassischer Philologie (Latein), Historischen Hilfswissenschaften und Volkskunde in Wien, Dr. phil. 2001. Ausbildungslehrgang (Geschichtsforschung, Historische Hilfswissenschaften und Archivwissenschaften) am Institut für Österreichische Geschichtsforschung, dessen Mitglied seit 2001. Seit 2002 Mitarbeiter am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien. 2009 Habilitation für Österreichische Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Wien. Lehrveranstaltungen zur Paläographie der Neuzeit, zu Heraldik, Genealogie und Sphragistik. 2003 Michael Mitterauer-Preis für Gesellschafts-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in Wien (Förderungspreis), 2009 Anerkennungspreis für Wissenschaft des Landes Niederösterreich.