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Regine Rebernig-Ahamer

Hadersdorf-Weidlingau


Auf den Spuren eines Dorfes in Wien - Die Geschichte des Ortes im 20. Jahrhundert
2. Aufl. 2018. 226 S. zahlr. Abb.: Duplexdr. 22 x 25 cm
Verlag/Jahr: BIBLIOTHEK DER PROVINZ 2018
ISBN: 3-85252-842-9 (3852528429)
Neue ISBN: 978-3-85252-842-7 (9783852528427)

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Hadersdorf-Weidlingau liegt im äußersten Westen Wiens und ist Teil des 14. Wiener Gemeindebezirks. Bis zur Eingemeindung durch die Nationalsozialisten in das damalige "Groß-Wien" im Jahr 1938 bildete der Ort eine eigene Gemeinde an der Grenze zu Wien.
Heute ist Hadersdorf-Weidlingau eine typische Stadtrandsiedlung: Wiener suchen hier die ruhige Wohnlage, pendeln jedoch für Arbeit und Freizeit in vielen Fällen in die Großstadt, was den Stadtrand-Ort zu einer "Schlafsiedlung" werden lässt. Das stetig wachsende Einkaufszentrum andererseits bringt seit Jahren immer mehr Käufer, die an den Rand der Stadt pendeln.
Blickt man zurück in das 19. Jahrhundert, so war die Entwicklung des Dorfes vor allem durch die stadtnahe Lage geprägt und durch Spannungen bzw. Kontakte, die sich zwischen Großstadt und Dorf ergaben. Bis in die 1870er Jahre war Hadersdorf-Weidlingau noch eine rein agrarische Gemeinde, die landwirtschaftliche Produkte, vor allem Milch und Obst, nach Wien verkaufte und in deren großen Wäldern mancher Holzknecht Arbeit fand.
Ab 1850 erfolgten Errichtung und Ausbau der Westbahn, deren Strecke durch Hadersdorf-Weidlingau führt. Die Bahn stellte eine neue schnelle Verbindung nach Wien her - einerseits für die Bewohner des Ortes, die zur Arbeit in die Großstadt pendeln konnten, und andererseits für Wiener, die in kurzer Zeit eine Ferienregion erreichten und sogar von der Sommerfrische täglich nach Wien fahren konnten.
Gleichzeitig nahm die Bevölkerung in Hadersdorf-Weidlingau stetig zu. Zu den ansäßigen Familien, die oftmals Nahversorger-Geschäfte oder handwerkliche Betriebe führten, zogen einerseits Beamte und andererseits Bahnarbeiter zu. Damit veränderte sich auch die soziale Struktur im Ort, was sich nicht zuletzt auch in den Wahlergebnissen ab den letzten Jahren der Monarchie zeigte.
Eine wesentliche Prägung erhielt Hadersdorf-Weidlingau, als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr Wiener den Ort als Ausflugsziel und als Sommerfrische entdeckten. An Sonntagen wanderten hunderte, wenn nicht tausende von Ausflüglern in die liebliche Gegend, den Wienfluss entlang, durch die Wälder und kehrten in einem der vielen Ausflugsgasthäuser ein.
Für den Aufenthalt in den Sommermonaten errichteten wohlhabende und adelige Familien stattliche Villen mir großzügigen Gärten, bürgerliche Sommerfrischler fanden Unterkunft in Ferienwohnungen und in den wenigen Hotelzimmern im Ort. Um die Jahrhundertwende war Hadersdorf-Weidlingau als Sommerfrische etabliert und richtete seine Infrastruktur danach aus, der Tourismus war der wesentliche Wirtschaftsfaktor geworden. Viele Familien der damaligen Wiener Oberschicht trafen sich in den Sommermonaten hier. Somit entwickelte sich ein reges gesellschaftliches Leben. In diese Zeit fällt auch der Höhepunkt des Vereinslebens von Hadersdorf-Weidlingau.
Die auf den Zusammenbruch der Monarchie folgenden turbulenten Jahre der Zwischenkriegszeit waren auch für Hadersdorr-Weidlingau eine schwierige Zeit. Entsprechend der österreichweiten politischen Entwicklung gestaltete sich auch im Ort die Gemeindepolitik. Die zuvor zu Tausenden angereisten Besucher und Urlauber wurden weniger, die wirtschaftliche und soziale Lage in Österreich wie in Hadersdorf-Weidlingau spitzte sich zu. Die Gemeinde hatte damit zu tun, die vielen wohnungslosen Familien des Ortes unterzubringen und mit den Gemeindefinanzen halbwegs über die Runden zu kommen.
Nach den Veränderungen im Jahr 1934 brachte der Nationalsozialismus das endgültige Aus dieser Phase in der Ortsgeschichte. Hadersdorf-Weidlingau wurde 1938 nach Groß-Wien eingemeindet und verlor seine Funktion als Sommerfrischeort. Mit der Vertreibung der Juden aus dem Land verlor der Ort auch etliche honorige Familien, gleichzeitig erfolgte die Beschlagnahmung von jüdischem, kirchlichem und stiftungsmäßigem Eigentum.
1945 wurde Hadersdorf-Weidlingau für einige Tage Kriegsschauplatz, die Dramatik dieser Zeit ist in der
Rebernig-Ahamer, Regine
Mag. MAS, 1964 geboren in Salzburg. Studium der Volkskunde und Kunstgeschichte in Graz und Marburg/Lahn. 1989-1997 Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kulturvermittlerin am Salzburger Freilichtmuseum. Kuratorin der Ausstellungen: "Lungau - Land hinter´m Tauern", Bäuerliche Baukultur im Land Salzburg. Mitarbeit im Papiermachermuseum Steyermühl. 1997-1999 Aufenthalt im Brüssel. 2004/05 Entwicklung und Leitung der Geschichtswerkstatt in Hadersdorf-Weidlingau, die die Grundlage für das vorliegende Buch bildete. 2004-2006 Postgraduate-Studium für Ausstellungsgestaltung und Kulturvermittlung an der Universität für Angewandte Kunst, Wien. Ab 2007 Lehrtätigkeit im Bereich Alphabetisierung, Deutsch und Basisbildung für MigrantInnen. Regine Rebernig-Ahamer lebt seit 2000 mit ihrer Familie in Hadersdorf-Weidlingau.