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Ana Blandiana, Maria Herlo, Katharina Kilzer, Horst Samson (Beteiligte)

Geschlossene Kirchen


Nach einer Auswahl und mit einem Nachwort von Katharina Kilzer (Hrsg.). Übersetzungen aus dem Rumänischen von Maria Herlo, Katharina Kilzer und Horst Samson. Deutsch-Rumänisch
Herausgegeben von Kilzer, Katharina; Übersetzung: Kilzer, Katharina; Samson, Horst; Herlo, Maria
2018. 210 S. "Hills" und "Kirchen" von Elisabeth Ochsenfeld, virtual artist. 201 x 140 mm
Verlag/Jahr: POP VERLAG 2018
ISBN: 3-86356-185-6 (3863561856)
Neue ISBN: 978-3-86356-185-7 (9783863561857)

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"Als Ana Blandiana im März 2016 den Preis Europäische Dichterin des Friedens für ihren Gedichtband ,Patria mea A4´ (Mein Vaterland A4) in Danzig erhielt, der polnischen Stadt des Friedens und dem Geburtsort der Solidarnosc, waren die Gedichte bereits in fünf Sprachen übersetzt (Englisch, Spanisch, Italienisch, Polnisch und Katalanisch). Die Jury erkannte in dem Gedichtband eines der großen europäischen Bücher über die Freiheit. Ihre Verse erschöpfen das Motiv der Freiheit in all seinen verschiedenen Aspekten: meditativ, philosophisch, öffentlich und persönlich. Ihre Poesie fasziniert mit metaphorischer Direktheit, philosophischer Tiefe und dem Wunsch, das Unaussprechliche auszudrücken. Die Überzeugung der Dichterin, dass die Existenz des Menschen im Mysterium beheimatet ist, lässt viele ihrer Gedichte rätselhaft erscheinen: Poesie ist dem Wunsch entsprungen, auszudrücken, was nicht ausgedrückt werden kann, aus dem Eigensinn heraus zu definieren, was jeder als undefinierbar erkennt, aus der Not-
wendigkeit heraus, den Menschen etwas zu bieten, was sie nicht verstehen, etwas, was sie aber immer vermissen", schreibt Viorica Patea, die Ana Blandianas Gedichte und Erzählungen ins Englische und Spanische übertragen hat.
Die Gedichte Ana Blandianas zu übersetzen war ein Abenteuer, auf das wir uns einließen, aber auch eine Versuchung, der nur schwer zu widerstehen ist, da sie uns lockte, mit ausgesprochener Klarheit und der unmessbaren Tiefe ihrer Verse. "Im Rumänien der siebziger Jahre waren ihre Gedichte Hoffnungsträger und ein Akt des Mutes. Sie avancierte damit zu einer Legende von makellosem Idealismus. Eine bestimmte Aura umgab ihren Namen. Ein Literaturkritiker nannte sie damals, den ,nobelsten Namen in rumänischer Sprache´. Wer ihr Charisma, ihren Optimismus und ihren Altruismus kennenlernte und wer ihr beim Zitieren ihrer Gedichte zuhörte - in den achtziger Jahren versammelte sie in ihrem Land Massen von Menschen -, erlebte einen mystischen Moment, wenn Poesie trotz mancher Sprachbarrieren kommuniziert werden kann, ohne dass sie verstanden wird."
Die vorliegende Auswahl der Gedichte ist vorwiegend dem Gedichtband "Mein Vaterland A4" (Patria mea A4) aus dem Jahre 2010 entlehnt, dessen hermetischer Titel auf das europäisch genormte DIN-A4-Blatt Bezug nimmt, dessen Grenzen die Definition der Identität der Dichterin ausmachen. Die Poesie wird hier ihr alleiniges Epizentrum und zugleich ihr Exil. Weitere Gedichte sind dem Gedichtband aus dem Jahre 2016 "Die Turmuhr ohne Stundenblatt" (Orologiul fara ore) entnommen, der zusammen mit "Mein Vaterland A4" eine Wende in der Poesie Ana Blandianas darstellt, da ihre Verse universeller sind. Die Dichterin sieht sich als Zeuge der Welt, die sie bewohnt, und sie glaubt fest daran, dass Poesie die Kraft der Wiedergabe von Erfahrungen hat, aber keineswegs eine Reihe von Ereignissen darstellt, sondern eine Folge von Visionen evoziert. Die Übersetzer haben auch einige ihrer Lieblingsgedichte aus weiteren Gedichtbänden, die vor 1989 und nach der Wende erschienen sind, für diesen Band übertragen. Denn viele Gedichte Ana Blandianas sind Dokumente des kollektiven Gedächtnisses eines Volkes, wie das vielzitierte Gedicht "Eu cred" (Ich glaube), erstmals 1984 in der Zeitschrift "Amfiteatru" (Amphitheater) veröffentlicht:

"Ich glaube, wir sind ein Volk von Pflanzen,
Woher käme sonst die Ruhe,
Mit der wir auf die Entlaubung warten?"

Ana Blandiana aber nur auf ihre besonders populären Gedichte zu reduzieren, würde ihrer Dichtung bei weitem nicht gerecht werden. Sie definiert ihre Poesie immer wieder neu, mit jedem veröffentlichten Gedichtband. Ist es die Schaffung eines neuen Landes mit Wörtern neben Bäumen, Wasser, Strand, Städten, Kirchen, Dörfern und Äckern, gefallene Engel, die ihren Weg zurück zum Himmel nicht mehr finden oder die Turmuhr ohne Stundenblatt, die aus der Zeit gefallene Sanduhr, die zwischen Augenblicken eingefangen wird? Blandiana