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Stand: 2020-02-01
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Karl Schönweiler

Es war wie eine Wand


Auswirkungen der Reformation im Ottenbacher Tal 1534 - 2017
Herausgegeben von Schönweiler, Karl
2018. 76 S. 21 cm
Verlag/Jahr: KINZEL 2018
ISBN: 3-9554411-5-6 (3955441156)
Neue ISBN: 978-3-9554411-5-9 (9783955441159)

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Mit Einführung der Reformation tat sich für die Bewohner ein tiefer Riss auf. Es gab Häuser und Gehöfte im Dorf, welche zwar Nachbarn waren - aber der angrenzende Nachbar gehörte zu einem anderen Landesherrn und damit auch zu einer anderen Kirche.
Im Zusammenleben innerhalb der dörflichen Nachbarschaft galt über alle Jahrhunderte eine goldene Regel: Das Thema Religion blieb tabu. Es war die eine gläserne Wand. Eine unsichtbare Trennwand, welche in allen menschlichen Bereichen durchlässig war, jede Handreichung zuließ - nur in dem einen Punkt und Lebensbereich die Menschen voneinander trennte.
Die evangelischen Schulkinder im Tal mussten aufgrund ihrer Konfession einen zum Teil anderthalb Stunden langen Schulweg nach Hohenstaufen machen. Unterwegs begegneten sie dem Sohn des Polizeidieners von Hohenstaufen, der, weil er katholisch war, nach Ottenbach zur Schule gehen musste. Dabei wohnte er in Hohenstaufen direkt neben dem Schulhaus.
´Es war wie eine Wand´

Die Kernpunkte im Inhaltsverzeichnis:

1 Die Verhältnisse im Ottenbacher Tal im späten Mittelalter
2. Ottenbach - Größe und Einwohner 1584 - 1844
3. Das zerrissene Tal - Ottenbacher Tal mit seinen Gehöften
4. Auswirkungen der Reformation
5. Reformation - Entwicklung und Auswirkungen - Martin Mundorff
6. Historische schriftliche Quellen zur Reformationsgeschichte im Ottenbacher Tal
7. Blick über den Ortsrand hinaus
8. Konfessions-Konflikte
9. Das (Nicht-)Zusammenleben in Ottenbach
10. Gemeinde Ottenbach ab 1900
11. Fruchtbare Jahre der Ökumene 1977 - 2018
12. Erste Überlegungen aus diesen Beobachtungen

Zwei Verwaltungen in einem Dörflein
Bedingt durch die politische Lage gehörten die Grundbesitze in Ottenbach nun [ab 1534] zu zwei verschiedenen Ländern. Dadurch gab es im Dorf Ottenbach auch eine Teilung bezüglich der Gemeindeverwaltung. Das heißt, es gab im Dorf zwei Gemeindeverwaltungen: Die rechbergische Verwaltung für die Katholischen. Diese unterstand dem Grafen von Rechberg, beziehungsweise dem eingesetzten Vogt. Daneben die württembergische Verwaltung für die Evangelischen, die dem Herzog von Württemberg, vertreten durch das Cameralamt Göppingen unterstanden. Jede Gruppe hatte ihre Gemeinderäte denen jeweils ein sogenannter Rechnungsführer vorstand. Alle Entscheidungen der katholischen Seite oblagen dem Vogt des Hauses Rechberg, in letzter Instanz beim Grafen von Rechberg.
Für die Evangelischen war der Amtssitz in Hohenstaufen, das sogenannte Ämtchen Hohenstaufen, ein Zweig des württembergischen Amtes Göppingen. Zuständig war dort ein Cameralamtmann oder der Landvogt für Fils und Rems, später der Oberamtmann.

Zerrissene Familien, das Feindbild
Ob man nun wollte oder nicht, mit Einführung der Reformation tat sich für die Bewohner ein tiefer Riss auf. Es gab Häuser und Gehöfte im Dorf welche zwar Nachbarn waren - aber der angrenzende Nachbar - das war Ausland.
Die Katholischen waren in Ottenbach in der Mehrheit. Und: für diese katholische Mehrheit gab es plötzlich ein Feindbild: Die Protestanten. Öffentliche Fragen des Zweifels, etwa: was ist besser? katholisch oder protestantisch, oder: ob Luther wohl doch in manchen Thesen recht hatte, stellte man besser nicht, denn sie konnten schwere Strafen durch Papst und Fürsten nach sich ziehen. Schnell war man als Ketzer verurteilt - bis zum Tod, z. B. durch Vierteilen. Umgekehrt baute sich dieses Feindbild in überwiegend evangelischen Orten gegenüber den Katholiken auf.
Besonders schwerwiegend war der Umstand, dass die Untertanen zu Kriegsdiensten ihrer jeweiligen Herrschaft verpflichtet waren. Das bedeutete, dass sich dörfliche Nachbarn im jeweiligen Kriegsheer gegenüberstanden. Bei der Schlacht bei Nördlingen am 6. September 1634 bereiten die ´Kaiserlichen´ (also auch Rechberger) den Schweden eine schwere Niederlage. Zwei Drittel der 6000 Mann starken württembergischen Landmiliz, welche die Schweden unterstützt hatte, fiel in der Schlacht.

Konfessions-Konflikte F. Guillet und K. Schönweiler
Auf vielen Ebenen brachte die Reformation Änderungen mit sich. Die Einführung der Reformation bedeutete nicht nur, dass ein evangelischer Pfarrer auf eine Pfarrei berufen wurde, darüber hinaus war mit einer derartigen Maßnahme auch Veränderungen in einigen anderen Institutionen verbunden: sofern eine Schule bestand, war auch ein Lehrer, der diese Glaubensrichtung vertrat und seinen Schülern vermittelte, von Nöten. Betroffen war des Weiteren die eheliche Gerichtsbarkeit, die bis dahin bei der katholischen Geistlichkeit gelegen hatte. Die Ehe ist nach Luther kein Sakrament, sondern ein ´weltliches Ding´.
Die Reformation griff vielfach in das private Leben der Menschen ein, indem sie eine neue Lebensweise einzuführen bestrebt war. Es wurden daher ein Verbot für das Fluchen, das Trinken und das Spielen in Wirtschaften während des Gottesdienstes und ein Verbot von außerehelichen Lebensgemei