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Neuerscheinungen 2018

Stand: 2020-02-01
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Jiale Müller

Faszinosa. Eine Studie des menschlichen Alltags


2018. 184 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2018
ISBN: 3-9614660-0-9 (3961466009)
Neue ISBN: 978-3-9614660-0-9 (9783961466009)

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Diese explorative Studie des menschlichen Alltags beruht auf den Fragen "Was geschieht im Alltag des Menschen?", "Wie oder wer ist der Mensch?" und "Warum?".
Grundlagen für den Inhalt des Buches bilden Beobachtungen und Gedanken, die ab 2009 in Infrastrukturen, auf Arbeitsplätzen und während Beziehungen entstanden.
Das Werk ist eine theoretische Erzählung des Alltags mit Erkenntnisinteresse auch für das, was von Gemeinplätzen nicht beschrieben wird. Der Inhalt kann auch als ein Kommentar zum Zeitgeist in der Schnittmenge von Individualismus, Pluralismus, Kapitalismus, Behaviorismus und Humanismus eingeordnet werden. Verhältnisse von Selbst- und Fremdbestimmung sind Teil der thematischen Auseinandersetzung.
Interessierte sind dazu aufgefordert, sich interaktiv und frei mit dem Text zu beschäftigen.
Textprobe:
Kapitel 4.5 Das Ich und die Fremdbestimmung
- Das Leben als bunte Mischung, Vermischung der erlebten Realitäten zu einem uferlosen Fluss und das Ich irgendwo darin verloren, Abhängigkeiten überlagern sich, und das Ich ist in ihnen.
Mit einer aufgelösten Psyche ist in der Fremdbestimmung kein Wille bzw. kein Handeln nach dem eigenen Willen. Denn wo immer man seinen Willen einsetzt, gerät man in Fremdbestimmung.
Die Psyche aber ist entweder auch Teil einer bewusst-gesteuerten und gestaltenden Tätigkeit oder sie ist der Fremdbestimmung durch den Verkehr mit der Welt durch die Sinnesorgane überlassen.
In der eigentlichen Leere ist im Lebewesen nur ein brachiales Fühlen der Leere, welches der Bezugsantrieb zur Umwelt ist, aber auch das Unschützbare am Menschen bzw. seiner Psyche. Denn die Leere ist selten geschlossen, sondern Aufnahmebereit für die Sinneseindrücke der Welt, die als Symbole in irgendeiner Anordnung die Psyche des Menschen oder dessen Bewusstsein ausmalen. Darin Ich sein zu wollen, unabhängig oder geschützt, ist durch Auswahl am ehesten möglich, d.h. Steuerung durch den Körper und Sortierung von zu Verdrängendem und Hervorzuhebendem. Woher soll man jedoch Ich sein, wenn das Ich durch andere Menschen angrenzt und übertritt, da zwischen Lebewesen immer ein Austausch stattfindet? Die Bewegung dieses Austausches führt zu einer ständigen Vergrenzung des Menschlichen, welche kaum noch Inhalte haben kann. Das Private wird das Individuelle in der Gemeinschaft, welches genauso angeboten und verkauft werden muss wie das Unprivate. Und ob man gerne Anteile des Menschlichen verkauft oder ob man dies tun muss, um als Subjekt das notwendige Maß an Bestätigung zu erhalten, sei dahingestellt. Aber am ehesten werden Menschen bestätigt, die gerne bestätigt werden wollen.
Aber was bedeutet das für das Ich? - Eigentlich nur, dass es immer weniger unabhängig sein kann, dass das Seinwollen immer mehr dazu führt nicht mehr zu sein, anderes Ich zu sein, weil das Band der Fremdbestimmung zwischen dem einen Ich und dem anderen keinen Raum lässt, es ist dauernde Korruption.
Das andauernde Korrumpiertwerden trifft alle in ihrer Bedingtheit, die ihnen bleibt, und führt zu weitest möglicher Unselbstständigkeit und Uneigentlichkeit des Ichs. In der Orientierungslosigkeit und dumpf-schmerzenden Leere steht das Ich quasi gelangweilt vor dem Abgrund, denn es weiß: Irgendeine Eingebung, eingebildet oder tatsächlich von einem anderen Ich kommend, wird eine Wendung bringen.
Welche Erniedrigung auch immer - sie geht vorbei und doch nicht, dafür muss sie gefühlt und gelebt werden. So weiß das Ich schon in der Ausweglosigkeit, es wird einen Ausweg geben, eine kurze Integrität nach einer Auflösung, nach der Erkenntnis dessen, was passiert ist und danach wird dasselbe wieder passieren.
Das "richtige Leben" existiert nicht (mehr), die Erniedrigung der quälenden Sehnsucht danach aushaltend oder die eigenen Gebärden davon gesteuert oder Gleichgültigkeit demgegenüber, dies dreierlei ändert nichts und führt ohne das Ich in Veränderung oder mit ihm.
Falsch ist der nächste Schritt sowieso wieder, er wird nur getan, weil er gewusst wird und weil für einen kurzen Zeitraum Leben stattfindet, ob es das eigene ist oder nicht, es findet an einem selber statt. Aussuchen erfordert die Kapazität einer bewussten Handlung in einem Gemeinschaftsgefüge, welches fortwährend auf die Fremdsteuerung seiner Mitglieder abzielt, damit diese für etwas, was es eigentlich nicht gibt, funktionieren, damit es eben dieses gibt.
Den normalen Menschen gibt es nicht: der Mensch ist egoistisch, er ist untätig, müde, unauthentisch, er redet falsch, ist unaufmerksam o.Ä. Wie man die Individuen auch genauer betrachtet, man findet immer einen Fehler, einen Mangel und wenn nicht, dann tritt der Fehler, der Mangel mit der Zeit auf. Das Gefüge, in dem die Person lebt, ist von gar nicht zu kontrollieren, es ist nicht kontrollie