---

Alexander Gottlieb Baumgarten publizierte 1760, zwei Jahre vor seinem Tod, eine in Frankfurt/Oder gehaltene Vorlesung zu den Anfangsgründen der praktischen Metaphysik (Initia philosophiae practicae primae). In dieser entwickelt er in 205 kurzen Paragraphen die sowohl für die Ethik als auch für das Recht gültigen Grundlagen einer allgemeinen Moralphilosophie. Dies geschieht auf der Basis der Begriffe von Pflicht und Norm (Erstes Kapitel: "Die Verpflichtung", a) "im allgemeinen", b) "die moralische Nötigung"), während ihre Anwendung in moralischen Urteilen, nach Klärung der Begriffe der Institutionen des Rechts (Gesetz, Gesetzgeber, Rechtsprinzipien, rechtliche Sanktionen), vermittels einer ausführlichen Theorie der Zurechnung gesichert wird. Nicht nur bietet Baumgarten mit seinem Entwurf geradezu ein Schnittmuster für Kants Metaphyik der Sitten samt ihrer Grundlegung, sondern prägt auch über den engeren Bereich der Philosophie hinaus Theorie, Methodik und Begrifflichkeit der Jurisprudenz. Der Band ist also nicht nur für die Moralphilosophie von Bedeutung, sondern auch für alle, die an einer philosophischen Grundlegung des Rechts interessiert sind.

---

Baumgarten, Alexander Gottlieb
Alexander Gottlieb Baumgarten (1714-1762) lehrte ab 1740 in Frankfurt/Oder und begründete mit seiner Aesthetica (PhB 572 a/b) die Ästhetik als philosophische Disziplin. Seine umfangreiche Metaphysik, eine Systematisierung Leibniz´scher Gedanken mit Wolff´schen Mitteln, die aber zu ganz eigenständigen Ergebnissen führt, diente Kant als Lehrbuch. Baumgartens Einfluss auf die nachfolgende Entwicklung der Philosophie ist kaum zu überschätzen.

Aichele, Alexander
Alexander Aichele (geb. 1970) ist Privatdozent für Philosophie an der Universität Halle und selbstständig im Bereich Weiterbildung und Consulting tätig. 2017 erschien in der Blauen Reihe: Wahrscheinliche Weltweisheit. Alexander Gottlieb Baumgartens Metaphysik des Erkennens und Handelns.

---