buchspektrum Internet-Buchhandlung

Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
Schnellsuche
ISBN/Stichwort/Autor
Herderstraße 10
10625 Berlin
Tel.: 030 315 714 16
Fax 030 315 714 14
info@buchspektrum.de

Corina C. Klengel

Harzteufel


Harzkrimi
2019. 644 S. mit einigen s/w-Abb. 19 cm
Verlag/Jahr: EPV 2019
ISBN: 3-947167-36-9 (3947167369)
Neue ISBN: 978-3-947167-36-4 (9783947167364)

Preis und Lieferzeit: Bitte klicken


Als Kriminalhauptkommissar Andreas Kamenz den Auftragskiller des berüchtigten Venedigerordens verhören will, findet er diesen erschossen in seinem Krankenhausbett. Eine Bibelseite liegt auf dem Gesicht des Toten. Zur gleichen Zeit wird Kamenz´ Freundin Tilla von einer Frau bedroht, die kurze Zeit später ermordet aufgefunden wird. Tillas Vermutung, dass ein Exorzist dafür verantwortlich ist, glaubt man zunächst nicht. Während der Suche nach der Identität der Toten stößt Tilla auf ihre eigene Vergangenheit. Sie erfährt, dass sie noch lebende Verwandte in Braunlage hat. Dann geschieht ein weiterer Mord in Torfhaus. Am Tatort liegt ein Messer, das zu Tilla führt. Weitere belastende Beweismittel werden auf dem Grundstück von Tilla und Andreas gefunden, die dadurch unter Mordverdacht geraten. Bald verschwinden zwei Mädchen, eine davon ist Tillas Cousine. Holt der Venedigerorden erneut zum Schlag aus? Oder ist tatsächlich ein verblendeter Exorzist im Harz unterwegs?
Der kahlköpfige, mit einem Arztkittel bekleidete Mann ging durch den leeren Krankenhausflur, als ob er dort hingehörte. Doch er war kein Arzt. Vor der Tür eines Krankenzimmers blieb er stehen, nahm die dicke Hornbrille ab und steckte sie in die Brusttasche. Er brauchte sie nicht. Die Brille und auch die Opferung seines vollen, dunklen Haares waren lediglich Bausteine einer brachialen Veränderung. Leise betrat er den Raum.
Ohne den schlafenden Mann in dem Bett aus den Augen zu lassen, griff er unter den Arztkittel und förderte eine halbautomatische Pistole nebst einem Schalldämpfer zutage. Mit einer exakten Bewegung schraubte er beides zusammen. Er mochte die 92er Beretta. Sie war schwer und lag gut in der Hand. Vor allem hatte sie Tradition. Es war der einstige Büchsenmacher Maestro Bartolomeo Beretta aus Venedig, der im 16. Jahrhundert den Grundstein für diese Waffenschmiede legte. Eigentlich sollte ihn das nicht mehr kümmern. Er gehörte nicht mehr zum Orden der Venediger. Er war ein Verfemter, hatte alles verloren. Unbändiger Zorn durchfuhr ihn wie eine glühende Lanze. Das hatte er zwei Personen zu verdanken. Dem Mann, der vor ihm in diesem Krankenbett lag, und seinem verfluchten Bruder.
Noch immer war es ihm ein Rätsel, wie es Andreas geschafft hatte, ihm auf die Spur zu kommen - ihm und damit dem Venedigerorden. Seinen kleinen Bruder so zu unterschätzen, war der größte Fehler seines Lebens gewesen. Gregor, der einst den Ordensnamen Abundius trug, drängte die verstörende Erinnerung beiseite und weckte seinen Schwager Johannes grob aus dem von Betäubungsmitteln geförderten Schlaf. Der einstige Liquidator des Venedigerordens, vor dem alle zitterten, war nur noch ein Schatten seiner selbst. Entsprechend abfällig geriet der Blick des nächtlichen Besuchers. Johannes Kamenz schlug die Augen auf, die, als er ihn erkannte, deutlich größer wurden.
Fast liebevoll setzte Gregor den durch den Schalldämpfer verlängerten Lauf auf die Stirn seines Opfers und flüsterte ihm zu: "Du hast mich ruiniert. Aber was noch schlimmer ist, du wolltest meine Schwester umbringen! Deshalb werde ich es mir nicht nehmen lassen, das hier selbst zu machen. Und mit deinem Tod werde ich das erreichen, an dem du gescheitert bist, nämlich meinen Bruder zu vernichten. Addio, du Versager."
Johannes rührte keine Faser seines Körpers. Das Fehlen jeglicher Gegenwehr erleichterte und ärgerte Gregor gleichzeitig. Auf Johannes warteten endlose Verhöre und Jahre im Gefängnis. Das war für jemanden, der ohne Laroche Chablis und seine van Laack Seidenhemden nicht auskam, wohl kaum eine annehmbare Lebensgestaltung. Sie sahen sich in die Augen, als es pitsch machte. Die durch den Schalldämpfer umgeleiteten Geschossgase verursachten ein Geräusch, dass dem einer kleinen Peitsche ähnelte. Johannes´ Kopf drückte sich ruckartig ins Kissen. Sein Blick brach.
Gregor hatte immer wissen wollen, wie es ist, zu töten. Nun stellte er fest, es war ein erhebendes, geradezu elektrisierendes Gefühl. So großartig, dass er Johannes´ Sterben noch einen Augenblick genussvoll hinterherfühlte. Noch einmal ... pitsch. Widerstrebend löste er sich von dem Anblick der starren Augen und horchte, ob sich draußen auf dem Flur etwas tat. Die Schüsse waren so gedämpft und verfremdet, dass sicher niemand in diesem Geräusch einen Pistolenschuss erkannt hatte. Spezialmunition und Schalldämpfer hatten dem Geschossknall alles bis auf neunzig Dezibel genommen. Gregor hob mit der behandschuhten Hand die Bettdecke an und schoss einmal in den gesunden Fuß, ins Bein, dann hinterließ ein weiteres pitsch eine durchschossene Hand. Befriedigt erkannte er, dass der Herztod dem Hirntod so langsam folgte, dass die Wunden noch bluteten. Genau in seinem Sinne. Daran würden die Rechtsmediziner im Team seines verfluchten Bruders zu kauen haben, bevor sie zu dem von ihm gewünschten Ergebnis kamen.
Mit einem Lächeln entnahm er der Tasche seines Arztkittels ein kleinform