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Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
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Jeanette Jakubowski

Bob Dylan - Jüdische Alpträume, Apokalypse und Befreiung


2. Aufl. 2019. 156 S. 220 mm
Verlag/Jahr: DIPLOMICA 2019
ISBN: 3-9614668-8-2 (3961466882)
Neue ISBN: 978-3-9614668-8-7 (9783961466887)

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Was verbindet den jungen Bob Dylan mit dem Civil-Rights-Movement? Was bedeutet es insbesondere in den 50er und 60er Jahren jung zu sein und zur jüdischen Minderheit zu gehören? Warum ist das Konzept von "Befreiung", der biblische Exodus, religiös, politisch, persönlich und jüdisch? Und wie beeinflusst dies wiederum Dylans Songtexte und seine gegenwärtige Selbstdarstellung im Internet? - Auf all diese Fragen versucht dieses Buch Antworten zu finden und zugleich Dylans Songs in die historischen Zusammenhänge einzubinden.
Textprobe:
Kapitel 4.1 Antisemitismus und Shoah in Dylans Songs:
Antisemitismus und Shoah behandelt Dylan in seinen Songs als junger jüdischer "Intellektueller" und selbststilisierter Außenseiter zunächst sarkastisch und ironisch.
"Talkin´ John Birch Society Blues"
Was Dylan von den antikommunistischen Verschwörungstheorien der Anfang der 60er Jahre erfolgreichen John Birch Gesellschaft hielt, hatte er schon 1962 in seinem Folksong "Talkin´ John Birch Society Blues" deutlich gemacht, der sich mit der 1958 gegründeten, rechtskonservativen amerikanischen Vereinigung gleichen Namens beschäftigt.
Im Optimismus der Nachkriegsjahre und in der Besorgnis um die Nachkriegsordnung wurde eine Flut von soziologischen und psychologischen Studien publiziert, die sich mit den Methoden dieser Fächer mit Problemen von Vorurteilen und Diskriminierung beschäftigten. Jüdische politische Organisationen unterstützten finanziell oder in anderer Form viele der nach dem Krieg entstandenen Studien über Vorurteile, die in ihren wissenschaftlichen Abteilungen entstanden oder in Kooperation mit Wissenschaftlern.
Vorurteilshafte Haltungen galten dabei nach der Publikation der fünfbändigen "Studies in Prejudice", die von 1949 bis 1950 erschienen, allgemein als psychische Krankheit. Die "Studies in Prejudices" des Institute for Social Research (ISR) in New York, des frühere Instituts für Sozialforschung in Frankfurt am Main, waren zwar nicht die ersten Arbeit, die Vorurteile mit psychologischer Terminologie erklären wollten, die Konzeption von Vorurteilen als Krankheit geht aber im Wesentlichen auf sie zurück. Die bekannteste Arbeit der "Studies in Prejudice", die von Theodor W. Adorno und R. Nevitt Sanford an der Universität Berkley durchgeführte Studie "The Authoritarian Personality", die die Befragung von über 2000 Einzelpersonen auswertete, löste eine Flut von Artikeln, Büchern und Dissertationen in den frühen und mittleren 50er Jahren aus und wurde von jüdischen wie nichtjüdischen interkulturellen Organisationen übernommen. Die Untersuchungen des ISR zu Faschismus und Antisemitismus in den 30er Jahren hatten ihre Wurzeln in der marxistischen Kritik des Kapitalismus und im bürgerlichen Liberalismus. Auch in den "Studies in Prejustice" gab es fortgesetzt Anspielungen auf ökonomische, politische, historische und soziologische Faktoren. Im Allgemeinen wurden diese Anspielungen jedoch vom Hauptteil getrennt und oft als außerhalb des Ziels der Studie beschrieben. - Die politische Situation im Amerika des Kalten Krieges und liberalen Antikommunismus´ und die Zusammenarbeit mit dem liberalen AJC machten eine neue Herangehensweise erforderlich. Das ISR musste seine Kapitalismuskritik und seine Kritik am Liberalismus zügeln. Amerikanische Leser, denen die früheren in Deutsch geschriebenen Arbeiten des ISR, des ehemaligen Instituts für Sozialforschung im Allgemeinen sprachlich nicht zugänglich waren, lasen sie daher als psychologische Studien. Die "Studies in Prejudices" entsprachen daher aus verschiedenen Gründen der allgemeinen liberalen Ideologie in den USA. Sie bestätigten, dass Antisemitismus und andere Formen von Vorurteilen durch moderate Mittel bekämpft werden könnten.
Die "autoritäre Persönlichkeit" hegt Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen und trägt pathologische Züge, z.B. Rigidität, extremen Konformismus, eine schlechte Wahrnehmung der Realität, Aversion gegen Introspektion, Zynismus, Schwierigkeiten enge persönliche Beziehungen einzugehen, dazu Identifikation mit Stärke und Ablehnung von Schwäche. In Dylans Song geht ein von der Jagd auf Kommunisten paranoider Mann bis in die Toilettenschüssel in seiner Wohnung auf Kommunistenjagd. Weil er letztlich niemanden finden kann, muss er schließlich sich selbst untersuchen. Dass die John Birch-Gesellschaft zudem latent antisemitisch war, beschrieb Dylan im gleichen Song. Der Song brachte Dylan den publikumswirksamen Ruf eines Rebellen ein: s