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Neuerscheinungen 2019

Stand: 2020-02-01
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Katrin Ils, Katrin Sprohar (Beteiligte)

Unstern


Erster Band der Unstern-Reihe
Herausgegeben von Sprohar, Katrin
2019. 308 S. 19 cm
Verlag/Jahr: NOVA MD 2019
ISBN: 3-9644384-5-6 (3964438456)
Neue ISBN: 978-3-9644384-5-4 (9783964438454)

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Unstern ist das erste Band einer insgesamt fünfteiligen, düsteren Fantasyreihe ohne Liebesgeschichte. Als erstes Buch ist Unstern in sich abgeschlossen, und steht für sich alleine.
Auf dem letzten Stück waren die Gassen wie ausgestorben. Kerra verlangsamte ihre Schritte, um sich ihr Tuch vor Mund und Nase zu binden. Jede Stadt im Königreich hatte einen solchen Ort, an dem die Körper der Hingerichteten verrotteten, bevor sie irgendwann verbrannt wurden und ihre Seelen endlich zu den Sternen aufsteigen konnten. Falls die Leichenisch die Seelen nicht schon der Göttin Caia gebracht hatten, hieß das.
Diese Orte waren eine Warnung, die auch die Dümmsten verstanden. Es war kein Zufall, dass der Fürst die Gasse gewählt hatte, die als Grenze zwischen dem Nest und dem Rest Alats verstanden wurde. Die Henkersgasse vom Südtor hierher zu verlegen war die Art des Fürsten gewesen, mit dem verlorenen Viertel umzugehen. Der kleine Aufstand der damaligen Bewohner der Gasse war ebenso schnell niedergeschlagen worden, wie die Bedenken verschiedener Heiler, die Seuchen gefürchtetet hatten. Der Fürst hatte die Henkersgassen mit den Leichen der Aufständischen einweihen lassen und die besorgten Heiler in den leerstehenden Wohnungen einquartiert. So, hatte er lakonisch bemerkt, waren sie bei einem Krankheitsausbruch gleich vor Ort.
Nun ragten die verlassenen Häuser verloren in den Nachthimmel. Kerra spürte die scharfen Kanten zerbrochener Pflastersteine unter ihren Füßen, kleine Stücke lösten sich und kullerten über den Boden, laut in der absoluten Stille der Straßen. Unter der schalen Luft Alats schmeckte sie bereits den Leichengeruch und presste sich ihr Tuch fester vor Mund und Nase, auch wenn sie aus Erfahrung wusste, dass es nicht viel half.
Ein Nachtvogel flatterte über ihren Kopf hinweg, als sie in die Henkersgasse trat. Der Geruch wurde schlagartig schlimmer. Sie hielt den Blick starr geradeaus gerichtet, als sie zwischen den Unglücklichen hindurch ging. Hier, zwischen den Toten, war es nie still. Die Nacht war erfüllt von dem Ächzen und Schmatzen verfaulender Körper, dem Rascheln von Flügeln und ihrem eigenen, flachen Atem. Das Pflaster unter ihren Füßen war klebrig und Kerra versuchte nicht daran zu denken, was genau an ihren Fußsohlen haftete. Eine Handbreit neben ihr kam Bewegung in die Schatten.
Sie wirbelte herum, bereit zum Kampf, doch es war nur ein Isch. Der Vogel musterte Kerra misstrauisch, die messerscharfen Krallen in das verfaulende Fleisch unter ihm gegraben. In den dunklen Augen schillerte es aggressiv, das sonst rostrote Gefieder ein mattes Braun in der Dunkelheit. Aus dem Brustkorb des Toten drang ein raues Krächzen und Kerra ging eilig weiter. Leichenisch waren streitsüchtige Biester, die ihre Brutplätze aggressiv verteidigten. Von den Isch die Gasse hinuntergejagt zu werden, würde diesem grandiosen Tag die Krone aufsetzen. Kerra konnte gut darauf verzichten.
Sie hatte etwa die Hälfte der Gasse geschafft, als es mit einem Schlag kalt wurde. Das Krächzen der Isch verstummte schlagartig. Kälte, wie Kerra sie noch nie gefühlt hatte, färbte die Luft weiß, kroch unter ihre Kleidung und in ihre Knochen. Etwas bewegte sich am anderen Ende der Gasse.
Sie erstarrte. Die Geschichten über die Geister, die die Henkersgasse heimsuchten stiegen aus ihrer Erinnerung auf, vermischten sich mit den Warnungen vor den Dämonen der Fadash.
Kerra schluckte. So leise wie möglich trat sie zwischen die Toten, presste sich mit dem Rücken gegen die Mauer. Der Gestank nahm ihr fast den Atem. Sie konnte die Augen eines Isch zwischen den Rippen des Toten neben ihr hervorglitzern sehen, doch auch der Vogel verhielt sich still, als würde er mit Kerra zusammen die Luft anhalten. Kein gutes Zeichen.
Sie drehte ihren Kopf nach links, nach rechts. Sie war kein Isch, sie konnte sich nicht in einer der Leichen verkriechen, bis es - was auch immer es war - vorbei war. Kerra griff nach dem Schutzamulett um ihren Hals. Das Metall war tot unter ihren Finger und zeigte weder ein magisches Leuchten noch eine geheimnisvolle Kraft, um sie zu schützen.
Typisch.
Sie ließ das Amulett los und gri