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Stand: 2020-02-01
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Stephan Krüger

Profitraten und Kapitalakkumulation in der Weltwirtschaft


Arbeits- und Betriebsweisen seit dem 19. Jahrhundert und der bevorstehende Epochenwechsel
2019. 344 S. 230 x 150 mm
Verlag/Jahr: VSA 2019
ISBN: 3-9648802-3-X (396488023X)
Neue ISBN: 978-3-9648802-3-9 (9783964880239)

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Ist mit der Etablierung von internationalen Netzwerkstrukturen bereits eine neue gesellschaftliche Betriebsweise und damit das Ende des Kapitalismus in Sicht? Eine Studie von Stephan Krüger im Rahmen des "Instituts für Geschichte und Zukunft der Arbeit" (IGZA) versucht Antworten zu geben.
Die Durchsetzung langfristiger Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus vollzieht sich innerhalb von Betriebsweisen des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, die die Grundlage für internationale Akkumulationsregimes bilden. Der Begriff der Betriebsweise beschreibt ein Rationalisierungsparadigma in den Leitsektoren der Wirtschaft, eine dadurch bestimmte Strukturierung der Arbeitsbevölkerung, ein von sozialen Auseinandersetzungen geprägtes Arbeitsregime (Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten), eine Ausgestaltung der Verteilungsverhältnisse, die wiederum Grundlage für die individuelle Konsumtion sowie die Familienstrukturen sind, und schließlich spezifische sozial-kulturelle Verhältnisse. Damit sind zugleich die Bestimmungsgründe des Alltagsbewusstseins benannt.

Auf dem Weltmarkt werden die Betriebsweisen durch historisch bestimmte Akkumulationsregimes umrahmt. Diese beinhalten ein international führendes Nationalkapital, welches als Schöpfer (Marx nennt es "Demiurg") den Weltmarkt beherrscht, das Währungssystem prägt, sowie eine internationale Teilung der Arbeit zwischen entwickelten und unentwickelteren Ländern.

Bisher hat es zwei verschiedene Betriebsweisen und internationale Akkumulationsregimes gegeben: die Ära Großbritanniens mit ihrer Hochzeit im 19. Jahrhundert und die Ära der USA nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die erste Ära war geprägt von der Herausbildung der Großen Industrie, der gesetzlichen Beschränkung von Kinderarbeit und der Regelung des Arbeitstages, der Etablierung goldkonvertibler Banknoten sowie der Spaltung der Welt in imperialistische Staaten und in Kolonien.
Die Ära der US-Dominanz ist charakterisiert durch eine systematische Ausdifferenzierung der innerbetrieblichen Arbeitsteilung durch Taylorismus und "Scientific Management" und Mischkonzerne als typische Unternehmensform sowie einer Ausgestaltung der Verteilungsverhältnisse durch Sozialversicherungen und steuerfinanzierte Umverteilungen (fordistische Einhegung des Kapitalismus). Die Kolonialisierung wurde ersetzt durch ökonomisch vermittelte Unterordnung.

Nach dem Ende der Nachkriegsprosperität Mitte der 1970er Jahre beginnt ein Suchprozess zur Überwindung der Überakkumulationssituation: Zunächst scheint die Orientierung auf einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess in der Produktion ("Lean Production") als eine auf dem Fordismus aufbauende Problemlösung, danach dominieren Deregulierung der Arbeitsmärkte und Privatisierung öffentlicher Wirtschaftsbereiche; sie gehen über in eine zunehmende Finanzialisierung der Unternehmenssteuerung mit Orientierung an der Optimierung des Aktienkurses ("Shareholder-value") sowie einer Neukomposition der Unternehmenseinheiten (Konzentration auf Kernkompetenzen).

Auch wenn sich inzwischen ein neues Rationalisierungsparadigma mit der Etablierung von Netzwerkstrukturen zwischen rechtlich selbstständigen Unternehmenseinheiten herauszubilden scheint, ist eine neue Betriebsweise und ein neues internationales Akkumulationsregime noch nicht in Sicht. Daran schließt sich die Frage an: Kann sich eine neue Betriebsweise überhaupt noch innerhalb des Kapitalismus entwickeln und verallgemeinern? Welche politischen Regulierungen sind notwendig, um die Mindestschwelle zur Nutzung der Potenziale der neuen Produktivkräfte zu erschließen? Und ist damit bereits die "Systemgrenze" erreicht oder überwunden? Die Analyse der Entwicklungen der nationalen Profitraten sowie ihre zukünftigen Entwicklungsperspektiven können darüber Auskunft geben.